Wie kommt man eigentlich zu einem eigenen Lackierbetrieb? Da gibt es ganz unterschiedliche Wege. Die einen machen eine Lehre, dann den Meister, danach sich selbst selbstständig und gründen schließlich einen Betrieb. Bei anderen gibt es ein elterliches Unternehmen, das irgendwann übernommen wird. Oft entwickeln sich auch Unternehmen aus dem Kfz-Bereich hin zu Karosserie und Lack. Bei Groen & Janssen Oberflächentechnik aus Georgsheil in Ostfriesland hat sich das etwas anders abgespielt. „Eigentlich haben wir vor drei Jahren nur eine Lagerhalle gesucht“, erzählt Udo Heidtmann, Produktionsleiter bei Groen & Janssen Kunststoffvertrieb, einem Unternehmen, das mit Lackieren nichts „am Hut“ hatte – bis dahin. „Es stellte sich heraus, dass die Halle, die wir schließlich in Aurich gefunden hatten, noch eine Zeit lang von einem Lackierer belegt war, den wir dann noch ein wenig begleitet haben“, berichtet Udo Heidtmann weiter. „Aber irgendwann haben wir uns dann gedacht: Das macht nicht nur Spaß, Lackierer zu sein, das hat ja richtig Zukunft in unserer Region.“
In Rekordzeit fertiggestellt
So reifte bei Groen & Janssen die Idee, die Halle in Aurich so zu nutzen wie ursprünglich vorgesehen, aber dafür am Standort in Georgsheil ein großzügiges neues Lack- und Karosseriecenter zu bauen. Ein geeignetes Objekt wurde schnell gefunden, Anfang Juni 2023 startete der Umbau und bereits November erfolgte die Eröffnung. „Der Zeitplan war schon ziemlich stramm“, erinnert sich Udo Heidtmann, „aber am Ende wurden alle Termine eingehalten.“ Zum großen Teil verantwortlich dafür war auch Wolf Anlagen-Technik. Der Lackieranlagenspezialist aus Geisenfeld war für Lieferung und Montage des Lackier- und Vorbereitungstrakts verantwortlich. „Eine Herausforderung bei diesem Projekt bestand darin, im Bestandsgebäude die Bodenarbeiten in Grenzen zu halten“, berichtet Jürgen Sterzik, bei Wolf Vertriebsleiter Lackieranlagen. „Die Lackieranlage, die aus einer Taifuno-Kombikabine und einem Trockner mit Schienenquerverschub besteht, haben wir mit einer klassischen Bodengrube versehen, im Vorbereitungsbereich haben wir uns gemeinsam mit dem Kunden für eine Wandabsaugung entschieden.“
Die sechs Vorbereitungsplätze sind mit drei Hebebühnen ausgestattet und per Rollo abtrennbar. LED-Leuchten sorgen hier wie in der Kabine für optimale Beleuchtung. „Für uns hat es sich wirklich gelohnt, in den Vorbereitungsbereich zu investieren“, berichtet André Bloem, Betriebsleiter bei der Groen & Janssen Oberflächentechnik GmbH. „Hier wird nicht nur geschliffen und gespachtelt, sondern wir können hier auch Füllerarbeiten und Spotrepairs ausführen.“ Damit das Umschalten zwischen den Betriebsarten nicht nur schnell und komfortabel, sondern sicher erfolgt, wurden von Wolf Bedienpanels installiert, die über die Auswahl der benötigten Betriebsart sicherstellen, dass beim Lackieren die Zu- und Abluft eingeschaltet ist.
Trockner bietet volle Flexibilität
Bewährt hat sich auch die Lackieranlage, bei der die Fahrzeuge von der Kombikabine auf Schienen und durch Rolltore in den angeschlossenen Trockner und von dort in den Finishbereich geschoben werden. „Im Grunde ist das ein klassische Lösung, die, wie wir festgestellt haben, auch beim Einsatz der neuen Generation von schnell trocknenden Lacken nichts an Attraktivität verloren hat“, stellt Jürgen Sterzik fest. „Im Gegenteil, gerade weil diese Materialien bei niedrigen Temperaturen trocknen, kann ich den Trockner extrem sparsam und trotzdem effektiv bei 40 Grad betreiben oder ihn auch einmal bei Raumtemperatur belassen – und wenn es ganz schnell gehen muss, bei höheren Temperaturen betreiben.“ Auch André Bloem schätzt die Flexibilität dieser Lösung. „Egal, welche Klarlacke wir einsetzen, wir können immer die effizienteste Anlageneinstellung wählen – und dabei sicher sein, dass die Fahrzeuge nach dem Lackieren bis zur Weiterbearbeitung im Finish gut aufgehoben sind.“ Auf die Finishzone ist André Bloem besonders stolz. „Wir haben uns hier für eine sehr hochwertige Ausstattung entschieden, mit Hebebühne und LED-Beleuchtung. Auch den kleinsten Pickel können unsere Mitarbeiter so nicht nur erkennen, sondern auch schnell beseitigen.“
Vom Start weg erfolgreich
Mit fünf Mitarbeitern ist die Groen & Janssen Oberflächentechnik GmbH vor rund einem halben Jahr gestartet, demnächst wird man zu acht sein, denn die Auftragslage hat sich von Anfang an gut entwickelt. „Wir habe schnell einen gesunden Mix aus Versicherungs- und Privatkunden gefunden“, berichtet Udo Heidtmann, „dazu sind einige Nutzfahrzeug- und Industrieaufträge gekommen. Auch Caravans könnten sich, da wir am Meer in einer Urlaubsregion liegen, zu einem Geschäftsfeld entwickeln.“ Nicht auszuschließen, dass das Lackiererteam noch Zuwachs bekommt. Auch da ist Udo Heidtmann optimistisch: „Wir wissen, dass Lackierer und Karosseriebauer schwer zu finden sind. Wir sind hier aber auf dem flachen Land, die Leute haben häufig weite Wege zur Arbeitsstelle zu fahren. Und wir haben festgestellt, dass es schon ein starkes Argument ist, wenn man als Lackierer „heimatnah“ eine gute Stelle findet.“ Ein weiteres Argument ist zweifellos der neue Betrieb. „Es ist schon schön zu sehen, dass unser neuer Betrieb nicht zuletzt durch seine Ausstattung unsere Mitarbeiter motiviert und auch auf potenzielle Bewerber Eindruck macht.“ So hat es Groen & Janssen nicht bereut, in die K & L-Branche eingestiegen zu sein. „Wir haben als Branchenfremde diesen Weg eingeschlagen und waren vom Start weg erfolgreich“, resümiert Udo Heidtmann. „Und heute können wir ehrlich sagen: Es macht Spaß, Lackierer zu sein.“