„Mehr junge Menschen begeistern“
„Die FIVA als globale Bewegung der Enthusiasten historischer Fahrzeuge sieht mehrere Herausforderungen. Für einen florierenden Oldtimermarkt braucht es natürlich eine florierende Wirtschaft. Aber auch in schwierigen Zeiten, geprägt von der Pandemie und einem schrecklichen Krieg in Europa, hat sich die Branche als widerstandsfähig erwiesen. Unser größte Aufgabe besteht mehr denn je darin, die Fahrzeuge von gestern auf der Straße zu halten, wenn Autos mit Verbrennungsmotor zur Seltenheit werden und autonome Autos zunehmend im täglichen Verkehr unterwegs sein werden. Die beste Zukunftssicherung besteht darin, noch mehr junge Menschen für unsere Leidenschaft zu begeistern. Daran arbeiten wir mit Hochdruck! Denn das Beste wäre, wenn die kommenden Generationen es cool fänden, einen Oldtimer oder ein Motorrad zu fahren, als etwas Sensationelles im Vergleich zu modernen Fahrzeugen, die effiziente Transportlösungen, aber keinen großen Fahrspaß bieten.“
„Nachfrage ist groß“
"Der Trend ist vorgegeben: Nachdem Fahrzeuge aus den 1980er Jahren in den letzten Jahren einen Boom erlebt haben, sind jetzt die 90er und die 00er Jahre dran. Es ist schwierig gute Fahrzeuge am Markt zu finden, denn die Nachfrage nach Performancemodellen und limitierten Editionen ist groß. Diese Fahrzeuge technisch im guten Zustand zu halten ist sogar noch schwieriger. Steuergeräte, Sensoren und andere elektrische Bauteile können schnell den Dienst versagen und Ersatzteile werden rar."
„Reine Sammler und neugierige Träumer“
„Mit minimalen Schwierigkeiten behauptet sich der milliardenschwere Markt für klassische Fahrzeuge seit Jahrzehnten. Was sich verändert hat, sind bestimmte ‚Horizonte‘. Früher gab es etwa ein großes Interesse an Vorkriegsfahrzeugen, das durch den Generationswechsel abnimmt: Einige der heute 40-Jährigen bevorzugen die Fahrzeuge ihrer Kindheit, die sogenannten ‚Youngtimer‘. Auf europäischer Ebene, insbesondere in Deutschland, Holland, Belgien und Frankreich, ist die Kultur des Oldtimers als komplette Originale (am besten im Erstlack oder unrestauriert) weit verbreitet. Auf dem Classic-Car-Markt in Italien finden wir echte Sammler, aber auch ‚neugierige Träumer‘. Daher nimmt die Qualität der in Italien im Umlauf befindlichen ‚authentischen‘ Fahrzeuge ab und der Bedarf an echter professioneller Restaurierung ist hoch. Obwohl es aufgrund des Generationswechsels den Anschein haben mag, dass die Suche nach den richtigen Fahrzeugen im Internet ein Comeback feiert, möchte ich betonen, dass es etwas ganz anderes ist, Classic Cars persönlich zu sehen, zu riechen und zu berühren.“
„Der Classic Markt wächst weiter“
„Der internationale Classic Markt wächst weiter. Die Diversität ist grenzenlos: Originalgetreue Instandsetzung, ‚Besser als alt‘-Restaurierung, Altsubstanz erhalten und konservieren oder auch nach eigenem Geschmack gestalten – alles ist möglich. Herausforderungen sehe ich im Fachkräftemangel und bei der Ausrichtung der Szene auf junge Enthusiasten. Die Szene selbst ist sehr atomisiert mit wenigen großen Playern. ‚Classic‘ von BASF bietet für den Classic Markt ein eigenes Werkstattsegment mit anderen Abläufen und Prozessen als in der Unfallreparatur. Gute Spezialisten werden gesucht und es gilt, dieses Segment transparent und strukturiert darzustellen. Hier wird noch echtes Handwerk geschätzt und ‚Werkstolz‘ entsteht. Diese Faktoren spielen eine wichtige Rolle für die Herausforderungen der Classic-Branche.“
„Qualifizierung ist der Weg“
„Der Markt für historische Fahrzeuge bleibt lebhaft, aber wir müssen uns an Veränderungen anpassen, um insbesondere auch jüngere Enthusiasten und Youngtimer zu begeistern. Qualifizierungsprogramme sind ein Weg, der die Übertragung von Fähigkeiten von älteren Handwerkern und Handwerkerinnen sicherstellt und Arbeitszufriedenheit und Karrierechancen schafft. Wir müssen auch Umwelt- und Sozialprogramme erweitern, um zu zeigen, dass die Begeisterung für historische Fahrzeuge im 21. Jahrhundert angekommen ist.“
„Nachfertigung von Ersatzteilen“
„Wir denken, die Zahl der ‚Classic Cars‘ wird deutlich zunehmen. Die Volumenmodelle der 1990er-Jahre werden nach und nach in die Kategorie der Old- und Youngtimer gelangen. Diese Fahrzeuge stehen nicht nur in den Garagen der Liebhaber, sondern sind oft auch im täglichen Gebrauch, trotzdem stellen immer mehr Automobilhersteller ihre Ersatzteilversorgung dafür ein. Genau dieser Hürde haben wir uns gewidmet und möchten durch eine umfassende Versorgung von Ersatzteilen sowie Pflege- und Zubehörprodukten – auch durch die Nachfertigung von Ersatzteilen – den Betrieb und Erhalt jedes jemals gefertigten Fahrzeugs ermöglichen und sicherstellen. Es ist für uns unerheblich, ob es sich um einen Kolben für eine Pagode oder einen Kühler für einen SL 500 aus den 1990er-Jahren handelt.“
"Verkaufen und Kaufen wird immer globaler"
"Verkaufen und Kaufen wird immer globaler. Noch vor einigen Jahren war es undenkbar, dass sich Käufer und Verkäufer nicht im wirklichen Leben begegnen. Heute ist dies sicherlich nicht mehr der Fall. Eine Herausforderung besteht darin, sich als Käufer und Verkäufer zu vertrauen. Es wäre interessant, dafür einen internationalen "Code" zu haben."
„Zukunft braucht Vergangenheit”
„Deutschlandweit werden in über 760 als ‚Fachbetrieb für historische Fahrzeuge‘ zertifizierten Betrieben Old- und Youngtimer gewartet, instandgehalten, repariert und restauriert. Nachhaltigkeit, Werterhalt und das Bewahren der automobilen Tradition spielen dabei eine wichtige Rolle. Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nur unzureichend bewerten und die Zukunft nicht umfassend genug gestalten. Der spezielle Fachkräftemangel in Oldtimerwerkstätten sowie die Weitergabe des Fachwissens stellen die Werkstätten dabei vor große Herausforderungen. Durch qualifizierte Ausbildung, kontinuierliche Weiterbildung und nicht zuletzt durch den neuen Abschluss zum ‚Restaurator im Kfz-Gewerbe‘ (m/w/d) steuert die Branche gemeinsam diesem Mangel entgegen.“
„Die Akzeptanz erhalten“
„Grundsätzlich sehe ich die größte Herausforderung darin, die Akzeptanz für historisches Kulturgut zu erhalten. Fahrzeuge, die 50, 60 oder 70 Jahre alt sind, sind meiner Meinung nach bei entsprechender Pflege und geringer Nutzung deutlich nachhaltiger als neu gebaute Fahrzeuge. Wichtig ist für die Zukunft, dass diese Fahrzeuge auch weiter fahren dürfen.“
„Herausforderung Ersatzteile“
„Wir beschäftigen uns primär mit Wartungen, Gemischaufbereitung und Zündsystemen an Nachkriegs-Pkw. Unsere Herausforderung besteht darin, das noch vorhandene Wissen und die notwendigen handwerklichen Fähigkeiten der jüngeren Generation zu vermitteln. Außerdem müssen technische Daten und Prüfgeräte sorgsam gepflegt werden, da ohne die weder bei Young- noch bei Oldtimern Reparaturen oder Diagnosen durchgeführt werden können. Eine weitere große Herausforderung besteht darin, noch ausreichend qualitativ hochwertige Ersatzteile für diesen Fahrzeugbereich zu beschaffen.“