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Frau mit Fahrradhelm fährt mit einem E-bike

Die E-Bike-Revolution

15.04.2025

In Städten ersetzen sie zunehmend Autos, entlasten den Verkehr und verbessern die Klimabilanz. Technologisch schreitet ihre Entwicklung rasant voran. E-Bikes revolutionieren unsere Mobilität und bieten neuen Komfort.

Lesedauer: 6 Minuten

Fahrräder bedeuten Freiheit. Das kann jeder nachvollziehen, der sich auf den Drahtesel schwingt und durch die Straßen seines Ortes fährt. Schon der französische Ethnologe Marc Augé rief aus: „Auf eure Räder, um das Leben zu ändern!“ Nun benötigen wir die modernen Pedelecs mehr denn je, um eine vollkommen neue Alltagsmobilität zu schaffen, ohne dabei unsere mobile Freiheit zu verlieren.

E-Bikes nehmen hierbei eine besondere Stellung ein. E-Bikes sind Autos in puncto Klimabilanz weit überlegen: Pkws stoßen je Kilometer im Schnitt 2.500 Gramm CO₂ aus, während E-Bikes je Kilometer nur 14 Gramm CO₂ in die Luft pusten. Zudem sind die batteriebetriebenen Räder ideal, um etwa den Pendelverkehr von den Randbezirken in die Zentren der Städte zu bewältigen. Im Durchschnitt beträgt die Strecke pro Fahrt von Pkws und Motorrädern in Deutschland etwa 16 Kilometer, wie das Umweltbundesamt in einer Studie von 2023 konstatiert. Eine solch kurze Fahrt könnte ganz einfach mit einem E-Bike bewältigt werden.

Die globale Mobilität befindet sich mitten im Wandel. Längst steigen immer mehr Menschen vom Auto auf das Fahrrad um. Und im Gegensatz zum schwächelnden E-Auto-Markt zeigen die wachsenden Verkaufszahlen der E-Bikes, dass sie tatsächlich eine Erfolgsgeschichte schreiben.

Weltweit wächst die E-Bike-Nachfrage

Elena Laidler-Zettelmeyer
Elena Laidler-Zettelmeyer, Unternehmensverband Zukunft Fahrrad

Der weltweite Absatz von E-Bikes ist in den vergangenen 5 Jahren exponentiell gestiegen. Laut Marktanalysen von Fortune Business Insight von 2024 wird der globale E-Bike-Markt von 50 Milliarden US-Dollar 2024 bis 2032 auf über 148 Milliarden US-Dollar ansteigen. Europa liegt dabei vorn: In Ländern wie Deutschland, den Niederlanden und Belgien sind E-Bikes längst ein fester Bestandteil des urbanen Verkehrs. In China, dem weltweit größten E-Bike-Markt, sind die elektrischen Zweiräder bereits seit vielen Jahren ein Massenphänomen. Auch in Nordamerika gewinnen sie zunehmend an Beliebtheit, während Lateinamerika und Afrika diesbezüglich noch am Anfang stehen, aber enormes Potenzial bergen. 

Doch warum sind E-Bikes so erfolgreich? „Sie vereinen das Beste aus zwei Welten: die Freiheit und Unabhängigkeit des Radfahrers mit der Effizienz und Leichtigkeit eines Motors. Sie machen Mobilität zugänglich, umweltfreundlich und alltagstauglich – und das für Pendler, Sportler oder Gelegenheitsfahrer“, sagt Elena Laidler-Zettelmeyer, Leiterin Strategische Kooperation beim Unternehmensverband Zukunft Fahrrad. Gerade Dienstrad-Leasing-Modelle sind in den vergangenen Jahren Wachstumstreiber für den gesamten Fahrradsektor. Laut einer Studie von Deloitte 2024 hat sich der Umsatz im Bereich des Dienstrad-Leasings von 2019 bis 2023 hierzulande fast verfünffacht. Dabei entfallen fast 80 Prozent auf Pedelecs mit E-Motor.

E-Bikes werden komfortabler und smarter

Mann kniet neben dem E-Bike und hält den Akku

Der Fokus ist hierbei maßgeblich auf die Entwicklung leistungsstarker und langlebiger Akkus gerichtet. Lithium-Ionen-Batterien sind heute leichter sowie kompakter und bieten eine höhere Reichweite als je zuvor. „E-Bike-Akkus haben in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Unsere Akkus sind darauf ausgelegt, über viele Jahre hinweg eine zuverlässige Leistung und Unterstützung zu bieten“, sagt Jonathan Davis von Shimano Europe.

Darüber hinaus haben Hersteller in den vergangenen Jahren enorme Anstrengungen unternommen, um die Leistung, Effizienz und Benutzerfreundlichkeit ihrer Modelle zu verbessern. Diese Aspekte sind für den Endnutzer eines E-Bikes von entscheidender Bedeutung. „Für regelmäßige Fahrer, die 2.000 bis 5.000 Euro in ein E-Bike investiert haben, ist es wichtig, zu wissen, dass das System, auf das sie vertrauen, einen erheblichen Mehrwert bietet“, so Davis.

Der Trend besteht in der zunehmenden Integration digitaler Technologien: Moderne E-Bikes sind oft mit GPS, Bluetooth und Smartphone-Apps ausgestattet, die Navigation, Diebstahlschutz und Fitness-Tracking ermöglichen. „Die Digitalisierung macht E-Bikes nicht nur smarter, sondern auch sicherer und komfortabler“, sagt Laidler-Zettelmeyer.

„Für regelmäßige Fahrer, die 2.000 bis 5.000 Euro in ein E-Bike investiert haben, ist es wichtig, zu wissen, dass das System, auf das sie vertrauen, einen erheblichen Mehrwert bietet.“

Jonathan Davis

Innovationen in allen Bereichen

Mann sitzt auf einer Bank neben einem E-Bike und hält ein Handy in der Hand

Auch bei den Antrieben gibt es Innovationen. Mittelmotoren, die direkt in die Tretkurbel integriert sind, bieten eine natürliche Fahrunterstützung und sind bei vielen Modellen mittlerweile Standard. Zudem experimentieren Hersteller mit alternativen Antriebstechnologien wie Wasserstoff-Brennstoffzellen. Immer mehr E-Bikes verfügen über automatische Schaltsysteme. Enviolo bietet beispielsweise eine stufenlose Selbstschaltung an. Riese & Müller verbessert mit RX Connect die Konnektivität seiner Räder. Besonders innovativ ist das Lastenrad Tarran T1 Pro mit Touchscreen, Bluetooth-Lautsprechern und GPS-Ortung.

Tamara Winograd
Tamara Winograd, Leiterin Marketing und Kommunikation bei Bosch eBike Systems

Die Themen digitaler Diebstahlschutz und Navigation spielen für unsere Kund*innen eine große Rolle“, sagt Tamara Winograd, Leiterin Marketing und Kommunikation bei Bosch eBike Systems. „Mit dem smarten System bieten wir kontinuierlich neue Updates und digitale Features an – per Update Over-the-air. Für unsere Kund*innen bedeutet das immer wieder neue Möglichkeiten der Individualisierung, Komfort und Sicherheit. So bieten wir beispielsweise mit eBike Lock, eBike Alarm und Battery Lock gleich mehrere Features im Bereich des digitalen Diebstahlschutzes. KI-Features wie ‘Range Control’ optimieren die Reichweitenplanung und bieten personalisierte Routenvorschläge. Das E-Bike lernt von Kilometer zu Kilometer dazu und wird nebenbei zum smarten und vernetzten Begleiter“, so Winograd.

Die Entwicklung schreitet voran. Seit Sommer 2024 sind Blinker bei Fahrrädern erlaubt, wodurch mehr Modelle damit ausgestattet werden. Schwalbe bietet mit Clik Valve ein neues Ventilsystem für einfacheres Reifenfüllen.

Lastenräder: Die neuen Helden der urbanen Logistik

Lastenrad

Neben klassischen E-Bikes gewinnen E-Lastenräder zunehmend an Bedeutung. Sie sind nicht nur bei Familien beliebt, die Kinder, Haustiere oder Einkäufe transportieren möchten, sondern auch in der städtischen Logistik. Immer mehr Lieferdienste setzen auf elektrisch unterstützte Lastenräder, um Pakete effizient und emissionsfrei auszuliefern. Dabei hat die Konstruktion von E-Bike-Lastenrädern in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, um Stabilität, Tragfähigkeit und Komfort zu erhöhen. Ein zentraler Aspekt hierbei ist die Verwendung hochwertiger Materialien wie Aluminium. Beispielsweise verwendet das Bullit von Larry vs. Harry einen Alu-Rahmen, der trotz Leichtigkeit eine hohe Festigkeit bietet.

Bei einigen Modellen werden fortschrittliche Technologien zur Verbesserung der Stabilität integriert. Das Tarran T1 Pro verfügt über ein automatisches Stützsystem, das beim Anhalten ausfährt und so das Gleichgewicht bei schweren Lasten unterstützt. Zusätzlich sorgt eine adaptive Federung für ein stabiles Fahrverhalten. Modelle wie das Tern GSD können hohe Lasten von bis zu 200 Kilogramm sicher transportieren. Speziell entwickelte Komponenten wie verstärkte Laufräder und ein stabiler Mittelständer bieten eine hohe Fahrstabilität, selbst bei hoher Last.

Bleibende Herausforderungen

Trotz des rasanten Wachstums bestehen noch Herausforderungen. In vielen Regionen fehlt es an einer geeigneten Infrastruktur wie sicheren Radwegen und Abstellmöglichkeiten. Auch die Akzeptanz von E-Bikes und Lastenrädern variiert stark zwischen den Ländern: Während sie in Europa und Asien bereits etabliert sind, stehen andere Regionen wie Afrika und Lateinamerika noch am Anfang.

Doch die Zukunft sieht vielversprechend aus. „Das E-Bike ist und bleibt weiterhin der Wachstumstreiber der Fahrradbranche. Die aktuelle Marktsituation ist dennoch nicht einfach. Der Fahrradmarkt befindet sich nach wie vor in einer Konsolidierungsphase, die von stark erhöhten Beständen bei Herstellern und Händlern sowie einer zurückhaltenden Endkundennachfrage gekennzeichnet ist. Trotz der aktuellen Herausforderungen erwarten wir zukünftig ein stabiles Marktwachstum, das wir mit technologischen Innovationen weiter vorantreiben werden“, sagt Winograd. Zudem tragen politische Förderprogramme, wie Subventionen für den Kauf von E-Bikes, und der Ausbau der Fahrradinfrastruktur dazu bei, die Verbreitung weiter voranzutreiben. Gleichzeitig arbeiten Forscher und Unternehmen daran, E-Bikes noch leichter, effizienter und umweltfreundlicher zu machen.

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