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Herr Pollmann, was war der ursprüngliche Impuls für die Entwicklung von EVOLVE?
Gert Pollmann: Autos „made in Germany“, das war lange Zeit international ein Siegel für Innovationen und Qualität. Und genau da müssen wir wieder hin – dass Autos aus Deutschland Trendsetter am Markt sind. Unser Concept Car ist deshalb als Ideensammlung gedacht. Sie können sich das vorstellen wie bei einem Haus: Wir haben jetzt ein Gerüst, also einen gut angelegten Rohbau, den wir nach und nach mit nachhaltigen, innovativen Elementen ausstatten wollen.
Das heißt Ihr Concept Car funktioniert wie ein Haus, das man immer wieder neu „einrichten“ kann?
Gert Pollmann: Genau. Ähnlich wie bei einem Haus, dessen Grundstruktur lange hält, während einzelne Baugruppen wie beispielsweise die Heizung renoviert werden müssen, ist bei unserem Concept Car auch das Chassis so angelegt, dass es lange im Einsatz bleiben kann. Wir gehen von bis zu 50 Jahren aus. Alles übrige kann verändert, den Moden und der Zeit angepasst werden. Die Technologie ändert sich ja rasend schnell und damit auch die Ausstattung der Fahrzeuge. Außerdem kann sich natürlich auch der persönliche Geschmack ändern. Vielleicht habe ich mein Concept Car anfangs im britischen Stil ausgestattet und zehn Jahre später gefällt mir eher ein französisch anmutendes Interieur. Dann tausche ich genau diese Elemente aus, alles andere bleibt bestehen. Vielleicht möchte ich auch eine leistungsstärkere Batterie oder einen größeren Touchscreen. Diese Teile kann ich dann einzeln modifizieren, ohne gleich ein komplett neues Auto kaufen zu müssen.
Wer kann sich an Ihrem Concept Car beteiligen?
Gert Pollmann: Jeder Zulieferer, der Aussteller der Automechanika ist, und eine Idee hat, die möglichst zukunftsweisend und nachhaltig ist, kann seinen Teil zur Ausgestaltung unseres Fahrzeugs beitragen. Gemeinsam präsentieren wir das Modell dann auf der Automechanika Frankfurt 2026 im Bereich HighTech4Mobility. Aus diesem Grund ist das Fahrzeug auch modular gedacht, damit dort einzelne Elemente verbaut werden können, wie das Armaturenbrett, die Türverkleidung, Bremsen, ein Fahrzeugsitz, ein Dachelement oder eine Mittelkonsole, eine E-Batterie und vieles mehr. Wir stellen nur das Chassis als Basis des Ganzen.
Sie möchten sich am Concept Car beteiligen? Gerne!
Gert Pollmann informiert Sie gerne über die individuellen Beteiligungsmöglichkeiten
Wenden Sie sich an:
Kontakt: Gert Pollmann
E-Mail: gp.gmbh@t-online.de
Telefon: +49-172-8655654
Wie stellen Sie sicher, dass der Look des Autos auch in 50 Jahren noch modern wirkt?
Gert Pollmann: Über Design kann man natürlich immer streiten. Meiner Meinung nach gibt es nur einen Weg: Es muss extrem schlicht sein. Das sieht man auch bei Fahrzeugen, die vor 30, 40 Jahren gebaut wurden und die wir heute noch toll finden, wie z.B. einen Jaguar oder auch viele italienische Designstudien der 1970er Jahre. Es gibt da einige Klassiker – etwa auch das G-Modell von Mercedes, das es seit 50 Jahren gibt. Zu den beliebten gestalterischen Prinzipien zählen seit Jahrzehnten schon die flache Frontscheibe, große Räder und im Idealfall eine etwas markante Fahrzeugfront vorne und eine insgesamt etwas breite und flache Anmutung. Davon ausgehend gibt es auch heute immer wieder Designs, die sich Jahrzehnte halten werden, vor allem, wenn die stilistische Basis besonders schlicht ist.
Welche Rolle können Konzeptfahrzeuge wie EVOLVE für eine nachhaltige mobile Zukunft spielen?
Gert Pollmann: Dieses Fahrzeug soll extrem langlebig und trotzdem immer auf dem neusten Stand sein. Ich mache es mal ganz konkret: Sie können sich nach ein paar Jahren ein neues Kombiinstrument, eine moderne Mittelkonsole oder was auch immer Sie möchten, kaufen und austauschen. Das klingt jetzt zwar einfach, wäre aber ein Riesenschritt und entspricht gar nicht der heutigen Denke der Autoindustrie. Dabei könnte das der Weg in eine nachhaltigere Zukunft sein! Die Teile - wie das teure Gerüst – nicht zu entsorgen, sondern stattdessen die übrigen Elemente zu modernisieren. Das wäre extrem nachhaltig!
Wie glauben Sie als Auto-Visionär wird sich die Mobilität in der Zukunft gestalten?
Gert Pollmann: Den Individualverkehr wird es nach wie vor geben, auch in den nächsten Jahrzehnten. Miet- und Kaufpreise für Wohnungen und Häuser steigen immer weiter, das führt dazu, dass die Leute weiter hinaus aufs Land ziehen, weg von den Ballungszentren. Dort sind sie häufig schlecht mit dem ÖPNV angebunden und das bedeutet, dass sie weiterhin mit dem Auto fahren werden – etwa zur Arbeit. Was ich viel spannender finde, sind die technologischen Neuerungen, die in den nächsten Jahren auf uns zukommen werden, zum Beispiel das autonome Fahren. Es ist ja denkbar, dass intelligente Autos in zehn, zwanzig Jahren so gut wie keine Unfälle mehr produzieren. Dann wären relativ schwergewichtige passive Sicherheitselemente wie Airbag oder seitlicher Aufprallschutz überflüssig und könnten einfach ausgebaut werden. Dadurch würden wir irre viel Gewicht einsparen und weniger Energie benötigen, um das Fahrzeug zu bewegen. Heute wiegt ein E-Auto schnell 2,5 bis 2,8 Tonnen. Ein Mittelklassewagen aus den 1970er Jahren hat im Vergleich gerade mal 1 Tonne gewogen.
Wie ist das denn wirtschaftlich betrachtet? Ein so langlebiges Auto würde die sowieso schon schwächelnden Neuwagenverkäufe der Autohersteller ja nicht gerade ankurbeln …
Gert Pollmann: Diesen Einwand höre ich häufig. Da ginge die Autoindustrie ja pleite, wenn immer nur einzelne Elemente erneuert würden und keiner mehr ein „ganzes“ Auto kaufe. Dazu muss man aber wissen, dass die Autohersteller ohnehin nicht am Standardauto verdienen, sondern vor allem an der zusätzlichen M-Ausstattung, also dem Glasschiebedach, den schicken Alufelgen, den Ledersitzen oder dem Navigationssystem. Das Auto ist jetzt schon wie ein Weihnachtsbaum, der geschmückt werden muss. Und diese Idee haben wir mit dem Concept Car weitergedacht, und zwar so, dass sie für alle Sinn ergibt – für die Hersteller, die Zulieferer, die Kunden und die Umwelt.