Der Markt verzeichnet 2024 kräftiges Wachstum
Das Motorrad spielt in Lateinamerika eine bedeutende Rolle als Fortbewegungsmittel. Zum Erfolg im Markt führen günstige Anschaffungs- und Betriebskosten gegenüber dem Auto, das leichtere Navigieren durch Staus in den großen Städten oder auf unbefestigten Straßen in ländlichen Regionen sowie die hohe Verbreitung von Lieferdiensten besonders in den urbanen Zentren. Durch das Wachstum von Lieferplattformen wie Uber Eats und Didi Food werden heute in Mexiko beispielsweise sieben von zehn Motorrädern für die Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit als Lieferfahrer gekauft.
- In den letzten zehn Jahren sind die Absatzzahlen im lateinamerikanischen Motorradmarkt von 3,7 Millionen (2012) auf 5,6 Millionen (2023) gewachsen.
- Der Umsatz im Motorradmarkt in Lateinamerika wird im Jahr 2024 voraussichtlich 15,42 Milliarden US-Dollar erreichen.
- Es wird erwartet, dass der Markt jährlich um 5,6 % wächst – und damit bis 2029 ein Marktvolumen von 20,26 Mrd. US-Dollar erreicht.
- Der Anteil an E-Motorrädern (etwa 3–4 %) steigt teils förderungsbedingt an
Besonders in kleineren Ländern wie Guatemala und Ecuador boomt der Markt. Aufgrund der positiven Entwicklung des Pro-Kopf-Einkommens hat sich in Guatemala der Markt zwischen 2012 und 2023 von 85.000 verkauften Fahrzeugen auf 297.000 mehr als verdreifacht und ist damit heute der fünftgrößte in Lateinamerika.
Straßenmotorräder werden am meisten verkauft
Den größten Marktanteil haben die Straßenmotorräder mit einem erwarteten Volumen von 10,19 Mrd. Euro im Jahr 2024. Dennoch gibt es große Unterschiede zwischen den Ländern. In Brasilien etwa erzielten in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 Motorroller ein doppelt so hohes Wachstum (30,02 %) wie der Markt insgesamt. In Argentinien liegen die CUBs (Cheap Urban Bikes) mit einem Hubraum bis 150 cm³ vorn. In Kolumbien, dem drittgrößten lateinamerikanischen Markt, hat sich in den vergangenen zehn Jahren der Markt aufgrund eines breiteren Angebots wegbewegt vom Lifestyle-Sektor hin zur Alltagsmobilität. Straßenmotorräder (+8,4 %) und Roller (+6,7 %) werden für Arbeitswege genutzt – oder von Lieferdiensten.
Bei Offroad-Motorrädern ist Lateinamerika die Nr. 1 weltweit
Mit 740.000 verkauften Fahrzeugen in 2023 sind Nord- und Südamerika der weitaus größte Markt für Offroad-Motorräder weltweit. Da die Straßeninfrastruktur vielerorts noch nicht gut ausgebaut ist, ist das Offroad-Motorrad besonders für die Bevölkerung ländlicher und gebirgiger Regionen die erste Wahl. Die extrem vielfältigen Landschaften des amerikanischen Doppelkontinents machen die Bikes aber auch für Touristen besonders attraktiv. Regenwald, Wüstenlandschaften, spektakuläre Pässe oder Strecken wie in Chile, die von der Küste bis in die Anden führen, mit Offroad-Bikes zu bewältigen, ist zu einem international vermarkteten Angebot für Touristen geworden. Lokale Marken, für die eine gewachsene Infrastruktur an Reparatur und Service besteht, konkurrieren mit internationalen. Und fast noch schneller als der Absatz der Offroad-Maschinen wächst der Markt der grobstolligen Reifen: Für 2023 wurde er weltweit auf 2,32 Mrd. US-Dollar geschätzt und soll bis 2030 noch um 10,82 Prozent wachsen.
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Japanische Hersteller sind Marktführer
Dominiert wird der Markt zu mehr als 50 Prozent von den zwei weltweit größten japanischen Herstellern, Honda und Yamaha, gefolgt vom mexikanischen Italika und vom indischen Bajaj Motorcycles. Zwei kleinere lateinamerikanische Hersteller sind AKT aus Kolumbien und Motomel aus Argentinien. Wie in anderen Ländern etabliert sich China im Bereich „Elektro“ am Markt, zunächst nur über Teile oder vereinzelte Importe. Ihren Vorsprung verteidigen Japans Firmen teils mit preisattraktiven Angeboten – wie Honda in Brasilien mit der CG 160 und dem Underbone-Motorrad Biz, den gefragtesten Modellen.
Das Phänomen Italika – Hersteller aus Mexiko belebt die Märkte
Erst 2005 gegründet, mauserte sich der mexikanische Hersteller Italika rasch zu einer populären Marke in Mittelamerika – und ist heute schon der zehntgrößte Anbieter weltweit. In Mexiko hat der heimische Hersteller eine überlegene Marktführerschaft mit fast 70 Prozent, aber auch in kleineren Ländern wie Guatemala verdrängte Italika zeitweise die Topmarken wie Honda von Platz eins. Die Hubräume der Italika-Maschinen reichen von 110 bis 300 Kubikzentimeter und decken alle Sparten ab: Roller, Naked Bike, Enduro, Café Racer, Chopper, Sportler und Reiseenduro. Seit 2021 ist auch ein Elektromotorrad im Programm, bei dem es sich um eine modifizierte Super Soco TCmax handelt, die in China hergestellt wird und dann mit dem bekannten Italika-Schriftzug in Mexiko verkauft wird. Alle anderen Modelle entstehen in der eigenen Fabrik in Toluca nahe Mexiko-Stadt.