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Interview

„Meine kleinen Esel“

06.10.2024

In Santa Marta, Kolumbien, bietet Brita Matthiesen mit ihrem Unternehmen DirtRoadsColombia Motorradtouren für Abenteuerurlauber an. Die führen von der Karibikküste über die Sierra Nevada bis in die Anden, dazwischen wird schon mal ein Fluss mit dem Floß überquert. Auf Motorräder hat Matthiesen daher einen ganz besonderen Blick.

Brita Matthiesen
In Deutschland war Brita Matthiesen Fotoredakteurin und Lkw-Fahrerin, in Kolumbien bietet sie für europäische Gäste Touren auf dem Motorrad an.

Was haben die Kolumbianer für ein Verhältnis zum Motorrad?

Motorräder sind hier einfach das Hauptverkehrsmittel, nicht das Fahrrad, dafür ist es zu steil, aber vor allem zu heiß. Aber Motorräder in jeder Form. Roller, Mopeds, 80-Kubik-Boxer-Motorräder aus Indien. Alles wird transportiert damit, aber nicht auf Anhängern, sondern aufgesattelt. Das würden wir nie hinkriegen. Und Jugendliche fahren zu fünft auf einem Moped.

Wer sind deine Gäste?

Die meisten Gäste kommen aus Deutschland und den Niederlanden, aber es sind auch Dänen, Österreicher, Schweizer … zwei Drittel Männer, ein Drittel Frauen.

Was haben sie für ein Verhältnis zum Motorrad, bevor sie zu dir kommen?

Die haben alle ein Motorrad, bei mir brauchen sie ja auch den Führerschein. Für die ist das Motorrad ein Vehikel zum Reisen. Ist ja auch schön. Man erlebt alles viel intensiver. Zu Hause ist aber oft schlechtes Wetter, dann kommen sie hierher. Oft fliehen sie vor dem Winter.

Welche Maschinen sind in deiner Zielgruppe populär?

Eindeutig Adventure Bikes, gröbere Stollen, längere Federwege. Etwa die BMW 1250 GS. Meine Kunden fahren weniger Landstraße, eher Feld- und Schotterwege. Und sind Zielgruppe 40 plus. Bei mir sitzen sie dann am Lagerfeuer und fachsimpeln. Welches Koffersystem soll ich nehmen, was sind meine nächsten Reifen?

Was sind beim Motorrad die Unterschiede zwischen Männern und Frauen?

Männer sprechen mehr darüber, was sie fahren, Frauen wohin. Und: Worauf fühle ich mich wohl? Für Frauen kommen keine 200-Kilo-Maschinen infrage, die sie gar nicht aufheben können, wenn sie mal hinfallen. Oder bei denen sie keine Reifen wechseln können. Wobei, bei technischem Können sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen gar nicht so groß.

Deine Gäste bringen aber ihre Motorräder nicht mit, sondern sie fahren mit deinen.

Ja – und in meiner Agentur DirtRoadsColombia habe ich zwölf kolumbianische Bikes, die bei der Firma AKT in Medellín gebaut werden, die AKT 200 TTR. Da ist nicht viel dran, kaum Elektronik. Für mich war wichtig, dass die Maschinen leicht zu reparieren sind, auch mal mit Kabelbindern oder Panzertape. Wobei, Ersatzteile für AKT bekommt man hier in jedem Dorf. Wenn man die 200er hier kauft, kostet sie 2.500 Euro, dafür muss ein Kolumbianer ein Jahr arbeiten – oder mehr.

Was machst du, wenn was kaputt ist?

Ich habe einen Mechaniker hier im Dorf. Aber ich kann auch viel selbst, wenn der mal krank ist.

Wie fühlen sich deine Gäste auf den Maschinen?

Das sind gutmütige Maschinen, da passiert nichts. Ich nenne sie „kleine Esel“. Die haben auch nur 16 PS. Für die Touren ist das aber gut, es kann weniger passieren. Mit so einem Geschoss ist es hier gefährlich.