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Mechaniker untersucht Auto auf einer Hebebühne

Automotive-Aftermarket

Alternde Autos – Wachstumsmotor einer Branche

05.02.2025

Weltweit steigt die durchschnittliche Fahrzeugnutzung beträchtlich. Und der Automotive-Aftermarket profitiert davon, denn der Bedarf an Wartungsarbeiten und Ersatzteilen wächst. Gleichzeitig wird der Markt durch Trends wie Elektromobilität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit geprägt.

Lesedauer: 6 Minuten

Grafik: Durschnittliches Fahrzeugalter weltweit

In der Automobilindustrie stellt der Aftermarket mit einem globalen Marktvolumen von mehr als 430 Milliarden US-Dollar 2024 einen zentralen Bestandteil dar. Er treibt damit nicht nur Umsätze, sondern auch Innovationen voran. Seit 2021 wächst der Aftermarket kontinuierlich, da die Haltungsdauer der Fahrzeuge zunimmt. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Vor allem aber die stark gestiegenen Neuwagenpreise und die Unsicherheit beim Umstieg von Verbrennungsmotoren auf Elektroantriebe dämpfen die Kauflaune.

„Abwarten scheint das Gebot der Stunde zu sein, welches durch die aktuelle Konsumzurückhaltung angesichts der schlechten wirtschaftlichen Verfassung noch verstärkt wird. Da die Menschen jedoch auf ihre Autos angewiesen sind, werden die vorhandenen Fahrzeuge länger gefahren“, sagt Thomas Vollmar, Vorstand des Gesamtverbands Autoteile-Handel.

„Abwarten scheint das Gebot der Stunde zu sein. Da die Menschen jedoch auf ihre Autos angewiesen sind, werden die vorhandenen Fahrzeuge länger gefahren.“

Thomas Vollmar

Weltweit altern die Autos

Grafik: Durchschnittliches PKW-Alter USA, EU, Deutschland und China

Laut verschiedenen Erhebungen stieg das Durchschnittsalter in den USA und der EU seit 2020. Jüngst vermeldete das Kraftfahrt-Bundesamt, dass in Deutschland 2023 erstmals das Pkw-Durchschnittsalter von zehn Jahren erreicht wurde. In der EU stieg das durchschnittliche Alter eines Pkw seit 2016 kontinuierlich von 10,6 Jahren auf 12,3 Jahre im Jahr 2022. In Schwellenländern wie Indien und China stellt sich die Lage etwas anders dar: Das Durchschnittsalter gebrauchter Fahrzeuge in Indien fiel von sechs Jahren im Jahre 2011 auf vier Jahre im Jahre 2022. Dies ist vorwiegend auf die verbesserte Infrastruktur und Logistik des Händlernetzes zurückzuführen. Zudem verfügt das bevölkerungsreichste Land der Welt über eine wachsende Mittelschicht, die wiederum über ein höheres Einkommen verfügt. Auch in China sorgt der steigende Wohlstand für vergleichsweise junge Autos.

Die Kosten für die Instandhaltung steigen

Grafik: Ausgaben Wartung und Reperatur von Pkw in Deutschland

Ältere Autos erfordern mehr Wartung, Pflege und Ersatzteile. Für den Aftermarket bedeutet dies beträchtliche Wachstumschancen: „Die Kfz-Werkstätten in Deutschland waren 2024 mit einer durchschnittlichen Auslastungsquote von 87 Prozent auf einem gleich hohen Niveau wie im Jahre 2023“, sagt Ulrich Köster, Pressesprecher des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. Laut DAT-Report 2025 ließen die deutschen Autofahrer 2024 mehr Wartungen als im Jahr davor durchführen. Dabei stiegen die durchschnittlichen Kosten pro Wartung im zweiten Jahr in Folge um 9 Prozent auf aktuell 389 Euro. „Wir gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung im Bereich Wartungen auch 2025 fortsetzt“, so Köster. Kein Wunder, denn Besitzer älterer Fahrzeuge lassen etwa häufiger Ölwechsel vornehmen. Besonders profitabel für den Aftermarket ist zudem der Verschleiß stark beanspruchter Bauteile, wie Bremsen, Zahnriemen, Reifen, Öl-Kraftstoff- sowie Luftfilter, was einen stetigen Umsatz garantiert.

„Die Kfz-Werkstätten in Deutschland waren 2024 mit einer durchschnittlichen Auslastungsquote von 87 Prozent auf einem gleich hohen Niveau wie im Jahre 2023.“

Ulrich Köster

Remanufacturing und Onlinehandel

Grafik: Preisvorteil

Einen zentralen Trend beim Automotive-Aftermarket stellt das Remanufacturing dar. Hierbei werden gebrauchte Fahrzeugteile wie Getriebe und Bremsen aufgearbeitet, um sie wieder in Verkehr zu bringen. Diese Prozesse reduzieren Kosten und bieten Kunden eine preisgünstige Alternative bei gleichbleibender Qualität. Sowohl Automobilhersteller als auch deren Zulieferer integrieren das Remanufacturing zunehmend in ihre Geschäftsmodelle, um ökonomischen und ökologischen Standards gerecht zu werden. Das Einkaufsverhalten von Werkstätten und Endkunden ändert sich unter dem anhaltenden Trend zu Online-Marktplätzen und -Plattformen. Gleichzeitig eröffnet die additive Fertigung, insbesondere der 3D-Druck, neue Möglichkeiten bei der Teileproduktion. Individualisierte Fertigung und schnelle Verfügbarkeit werden zum Wettbewerbsvorteil, wodurch sich sowohl Produktions- als auch Lieferketten grundlegend verändern.

Neue Technologien: Hightech in Werkstätten

Grafik: Wo deutsche Autofahrer ihre letzte Wartung oder Reperatur durchführen ließen

Deutsche Autohalter bringen ihre jungen Fahrzeuge für Reparaturen und Wartungen zum Vertragshändler. Wird das Auto älter, wechseln sie meist zu günstigeren freien Werkstätten, die somit vom steigenden Fahrzeugalter profitieren.

Doch neben dem klassischen Reparaturbetrieb müssen sich Werkstätten zu Hightech-Dienstleistern für die neuen digitalen und elektrifizierten Autogenerationen wandeln: „Werkstattbetriebe sollten in eine direkte technische Anbindung zum Fahrzeughersteller und das Datenmanagement investieren, um den Zugriff auf Fahrzeugsysteme und Fahrzeugdaten sicherzustellen. Im Wettbewerb zwischen freien Werkstätten und herstellergebundenen Services entstehen so für unabhängige Spezialisten neue Geschäftsmodelle“, sagt Ralf Galow, Geschäftsführer des Netzwerks für unabhängige Kfz-Unternehmer in Europa. Denn gleichzeitig steigen die Kundenerwartungen an Servicequalität, Transparenz und Nachhaltigkeit. Qualitätsstandards und innovative Lösungen werden künftig entscheidend sein, um im Markt bestehen zu können.

„Werkstattbetriebe sollten in eine direkte technische Anbindung zum Fahrzeughersteller und das Datenmanagement investieren, um den Zugriff auf Fahrzeugsysteme und Fahrzeugdaten sicherzustellen.“

Ralf Galow

Die langlebigsten Autos in den Weltregionen

Verschiedene Automodelle

„Die Ersatzteilversorgung, wie durch den freien Autoteile-Großhandel, läuft sehr gut und solide. Uns sind keine flächendeckenden oder ungewöhnlich langen Wartezeiten bekannt. Zwar kann es sein, dass das Teil eines bestimmten Herstellers nicht lieferbar ist. Der freie Autoteile-Handel ist jedoch in der Lage, Produkte alternativer Hersteller anzubieten, damit ein Reparaturauftrag schnell durchgeführt werden kann“, sagt der GVA-Vorsitzende Thomas Vollmar. Das hören Autofahrer gern. Modelle, die besonders gut an eine funktionierende Ersatzteilversorgung und einen zuverlässigen Wartungsservice angebunden sind, werden besonders lange gefahren. So dominieren in Europa der VW Golf und der Renault Clio. Sie werden vor allem dank ihrer Vielseitigkeit und Effizienz geschätzt. In Nordamerika bleibt der Ford F-150 Spitzenreiter, da er mit seiner Robustheit und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten als Pickup-Truck punktet. In Asien stehen der Toyota Corolla und der Honda Civic im Zentrum des Kaufinteresses. Sie stehen für hohe Zuverlässigkeit und geringe Wartungskosten. Auf dem afrikanischen Kontinent überzeugen der Toyota Hilux und der Corolla dank ihrer Langlebigkeit und einfachen Wartung, auch unter schwierigen Bedingungen.

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