Überspringen
Luftaufnahme einer Landstraße, umgeben von herbstlich buntem Wald.

Nordische Mobilität am Scheideweg: MEKO Mobilitätsbarometer 2025

05.12.2025

Die nordische Mobilitätslandschaft polarisiert sich zunehmend. MEKO, einer der größten Akteure im Fahrzeug-Aftermarket in Nordeuropa, präsentiert das Mobilitätsbarometer 2025, das ein Bild einer Region im Wandel zeichnet – allerdings nicht im Einklang.

Lesedauer: 6 Minuten

Person, die ein Auto mit einer Zapfpistole betankt

Die nordische Region, die oft als Europas Maßstab für Elektrifizierung, nachhaltige Mobilität und die Einführung von Elektrofahrzeugen angesehen wird, tritt in eine neue und komplexere Phase ein. Laut dem Mobilitätsbarometer 2025 verändert sich die Einstellung der Verbraucher in Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland rapide, angetrieben durch wirtschaftlichen Druck, Infrastrukturdefizite und wachsende Skepsis gegenüber regulatorischen Beschränkungen.

Die diesjährigen Ergebnisse zeigen eine Region, in der die Zurückhaltung gegenüber Elektrofahrzeugen zunimmt, Verbote der urbanen Mobilität auf starken Widerstand stoßen und die Nutzung traditioneller Autos wichtiger denn je ist. Die Einstellung gegenüber neuen Mobilitätslösungen, einschließlich Elektrofahrzeugen, entwickelt sich vor dem Hintergrund, dass das Auto in den nordischen Ländern nach wie vor das wichtigste und oft unverzichtbare Verkehrsmittel im Alltag ist.

Diese Trends stechen hervor:

  1. Wachsender Widerstand gegen Elektrofahrzeuge, insbesondere in Schweden und Finnland
  2. Starker Widerstand gegen Verbote und Beschränkungen, einschließlich des Ausstiegs aus Verbrennungsmotoren bis 2035
  3. Höhere Abhängigkeit von Privatfahrzeugen trotz wirtschaftlicher Unsicherheit

Untersuchung der Mobilitätsmuster in den nordischen Ländern

Abendliche Stadtansicht mit beleuchtetem Platz und markantem Glasmonument.

Das MEKO Mobility Barometer ist eine der umfassendsten Studien darüber, wie Menschen in den nordischen Ländern sich fortbewegen, reisen und Mobilitätsentscheidungen treffen. Das Barometer umfasst Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland und bietet einen klaren Überblick darüber, wie sich die täglichen Verkehrsgewohnheiten entwickeln – und warum.

Basierend auf den Antworten von mehr als 4.000 Einwohnern der nordischen Länder untersucht der Bericht nicht nur das aktuelle Verhalten, sondern auch die Motivationen, Bedenken und langfristigen Erwartungen, die die Mobilität in der Region prägen. Er beleuchtet sowohl die praktischen Realitäten des täglichen Verkehrs als auch die umfassenderen Veränderungen, die die Zukunft des Individualverkehrs in den nordischen Ländern beeinflussen.

1. Wachsender Widerstand gegen Elektroautos 

Der Widerstand der Verbraucher gegen Elektroautos nimmt in der gesamten nordischen Region zu. Zum vierten Mal in Folge ist der Anteil der Menschen gestiegen, die sagen, dass sie sich nicht vorstellen können, ein Elektroauto zu besitzen, zu mieten oder zu leasen. Jeder dritte nordische Verbraucher, also 33 Prozent, sagt jetzt „nein”. Vor vier Jahren lag der Widerstand noch bei nur 27 Prozent.

Hohe Inflation, gestiegene Lebenshaltungskosten und knapper gewordene Haushaltsbudgets haben viele Verbraucher vorsichtiger gemacht. Das schwierigere wirtschaftliche Klima scheint auch die Einstellung gegenüber Elektroautos zu beeinflussen, die in der Regel mit höheren Anschaffungskosten verbunden sind als herkömmliche Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.

Balkendiagramm zeigt den Anteil der Menschen von 2022 bis 2025, die angeben, sich nicht vorstellen zu können, ein Elektroauto zu mieten, zu leasen oder zu besitzen.
Auch wenn sich die EV-Technologie verbessert, verändert der wirtschaftliche Druck das Kaufverhalten in den nordischen Ländern. Die Preissensibilität ist mittlerweile der Hauptgrund für die Zurückhaltung. Der wirtschaftliche Druck und nicht die Technologie ist nun das größte Hindernis für die Einführung von Elektrofahrzeugen.

Even as EV technology improves, economic pressure is reshaping buyers’ behaviour in Nordic countries. Price sensitivity has overtaken technology as the main source of hesitation. Economic pressure, and not technology, is now the main barrier to EV adoption.

Unterschiedliche Trends in den nordischen Ländern

Die stärkste Veränderung ist in Schweden zu beobachten. Die Ablehnung ist um fast 67 Prozent gestiegen, von weniger als einem Fünftel der Schweden auf fast ein Drittel. Dänemark und Finnland folgen einem ähnlichen Trend, wobei Finnland mit 45 Prozent den höchsten Anteil an Elektroauto-Skeptikern aufweist.

Norwegen, weltweit führend bei der Einführung von Elektrofahrzeugen, bleibt weiterhin ausgesprochen positiv. Der Widerstand unter norwegischen Verbrauchern liegt bei 27 Prozent, was einem Rückgang von zwei Prozentpunkten seit 2024 entspricht.

Balkendiagramm zeigt den Anteil der Menschen in Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden, die 2025 angeben, kein Elektroauto mieten, leasen oder besitzen zu wollen.
Die Daten des MEKO Mobility Barometer deuten darauf hin, dass die Umstellung auf Elektrofahrzeuge in den nordischen Ländern in eine vorsichtigere, kostensensiblere Phase eintritt. Finnland sticht als der skeptischste Markt im Jahr 2025 hervor. Der Widerstand gegen Elektrofahrzeuge ist in Norwegen mit 27 % vergleichsweise gering, was mit seiner langjährigen Führungsrolle im Bereich Elektrofahrzeuge übereinstimmt. Die wachsende Skepsis gegenüber Elektrofahrzeugen in Schweden bringt das Land nun nahe an das Niveau Dänemarks.
Balkendiagramm zeigt den Anteil der Menschen von 2022 bis 2025, die die Reichweite von Elektroautos als zu gering empfinden.
In allen vier Jahren geben etwa ein Viertel bis ein Drittel der Befragten an, dass die Reichweite von Elektroautos unzureichend ist. Das bedeutet, dass die Reichweite nach wie vor eines der größten psychologischen und praktischen Hindernisse für die Einführung von Elektrofahrzeugen in den nordischen Ländern ist.
Balkendiagramm vergleicht 2025, wie viele Menschen in Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden die Reichweite von Elektroautos als zu gering einschätzen.
Regionale Unterschiede prägen die Mobilitätskulturen in den nordischen Ländern. Lange Entfernungen und strenge Winter in Finnland erhöhen die Erwartungen an die Reichweite. Schweden erlebt derzeit insgesamt den größten Wandel in der Einstellung zu Elektrofahrzeugen. In Norwegen gibt es eine gewisse emotionale Ablehnung. Der geringere Reiseradius in Dänemark verringert die Ängste.

2. Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035: Mehrheit in den nordischen Ländern lehnt EU-Plan ab

Das von der EU geplante Verbot neuer Verbrennungsmotoren ab 2035 stößt in allen nordischen Ländern auf starken Widerstand. 51 % lehnen das Verbot ab und 20 % befürworten es, nur Besitzer von Elektroautos zeigen eine knappe Mehrheit dafür. Am stärksten ist der Widerstand unter Fahrern über 50, Landbewohnern, finnischen Verbrauchern und Besitzern von Verbrennungsmotoren.

Balkendiagramm zu Zustimmung und Ablehnung von Fahrverboten für Diesel- und Benzinautos in Innenstädten.
Die nordische Öffentlichkeit ist im Allgemeinen nicht bereit für strenge städtische Verbote von Benzin- und Dieselautos. Die größte Zustimmung für Verbote gibt es in Norwegen und Dänemark (beide ~21–22 %). Die stärkste Ablehnung zeigen Finnland (~63 %), Schweden (~48 %), Dänemark (~49 %) und Norwegen (~52 %). Selbst in Norwegen ist die Zustimmung gering, was die Spannung zwischen Klimazielen und öffentlicher Akzeptanz verdeutlicht.

The Nordic public is generally not ready for strict urban bans on petrol and diesel cars. Highest support for bans is in Norway and Denmark (both ~21–22%). Finland shows the lowest support (~14%). The strongest opposition demonstrates Finland (~63%), Sweden (~48%), Denmark (~49%), Norway (~52%). Support is modest even in Norway, highlighting tension between climate ambitions and public acceptance.

3. Autonutzung erreicht höchsten Stand seit vier Jahren

Die tägliche Autonutzung nimmt in der gesamten nordischen Region zu. 80 % der Skandinavier fahren wöchentlich Auto, 30 % täglich (höchster Wert seit Beginn der Umfrage im Jahr 2022). Dänemark liegt mit 36 % täglichen Autofahrern an der Spitze. Mehr als jeder Vierte gibt an, dass das Auto seit 2021 an Bedeutung gewonnen hat. Trotz neuer Mobilitätsoptionen bleibt das Auto das zuverlässigste, flexibelste und zugänglichste Verkehrsmittel.

Balkendiagramm zur veränderten Bedeutung des Autos im Alltag im Vergleich zu vor fünf Jahren.
Für viele Haushalte ist das Auto nach wie vor ein Teil der täglichen Mobilität. 49 % der Verbraucher geben an, dass das Auto heute genauso wichtig ist wie vor fünf Jahren. Eine wachsende Gruppe ist stärker auf das Auto angewiesen, 27 % sagen, dass das Auto heute wichtiger ist. Dieses Verhalten spiegelt die Veränderungen im Reiseverhalten nach der Pandemie wider.

Für viele Haushalte ist das Auto nach wie vor ein Teil der täglichen Mobilität. 49 % der Verbraucher geben an, dass das Auto heute genauso wichtig ist wie vor fünf Jahren. Eine wachsende Gruppe ist stärker auf das Auto angewiesen, 27 % sagen, dass das Auto heute wichtiger ist. Dieses Verhalten spiegelt die Veränderungen im Reiseverhalten nach der Pandemie wider.

4. Carsharing wächst langsam – nur unter 35-Jährige nutzen es verstärkt 

Carsharing ist in den nordischen Ländern nach wie vor ein Nischenphänomen. 12 % der skandinavischen Verbraucher nutzen Carsharing-Dienste, nur 3 % nutzen sie regelmäßig. Finnland weist die geringste Nutzung (7 %) und Norwegen die höchste (17 %) auf. Die einzige starke Bevölkerungsgruppe sind die unter 35-Jährigen; in dieser Gruppe nutzt jeder Vierte Shared Mobility.

Balkendiagramm zur Zustimmung und Ablehnung von Auto-Sharing von 2022 bis 2025.
Balkendiagramm zu Zustimmung und Ablehnung von Auto-Sharing nach Altersgruppen.
Nur etwa jeder fünfte nordische Verbraucher ist bereit für Carsharing. Die Ablehnung ist mit etwa 51–55 % stabil und dominant. Der leichte Anstieg im Jahr 2025 deutet darauf hin, dass der private Autobesitz weiterhin stark ist. Die Menschen bevorzugen weiterhin die ausschließliche Kontrolle über ihr Fahrzeug.

5. Automarken und Herkunftsland sind wichtiger als zuvor

Das Mobilitätsbarometer zeigt einen starken Anstieg der Markensensibilität: 43 % geben an, dass die Marke wichtig ist (gegenüber 35 % zuvor), und 34 % sagen, dass das Herkunftsland wichtig ist (gegenüber 25 % zuvor). Nordische Verbraucher verbinden die Herkunft einer Marke mit Vertrauen, Qualität, Werten und langfristiger Zuverlässigkeit. Dieser Trend wirkt sich unterschiedlich auf chinesische Marktteilnehmer, etablierte europäische Unternehmen und reine Elektrofahrzeugmarken aus.

Balkendiagramm zur Bedeutung von Automarken nach Ländern.
Die Reputation einer Marke gewinnt bei der Kaufentscheidung nordischer Verbraucher zunehmend an Bedeutung. Emotionale, qualitätsbezogene und vertrauensbasierte Faktoren scheinen immer mehr Gewicht zu haben. Für OEMs unterstreicht dies den anhaltenden Wert einer starken Markenbildung, einer klaren Designidentität und einer positiven Kundenerfahrung.

Die Reputation einer Marke gewinnt bei der Kaufentscheidung nordischer Verbraucher zunehmend an Bedeutung. Emotionale, qualitätsbezogene und vertrauensbasierte Faktoren scheinen immer mehr Gewicht zu haben. Für OEMs unterstreicht dies den anhaltenden Wert einer starken Markenbildung, einer klaren Designidentität und einer positiven Kundenerfahrung.

6. Werkstatt vs. Service zu Hause

Frau lehnt an einem Elektroauto, das an einer Ladestation aufgeladen wird

Trotz steigender Erwartungen an Komfort ist das traditionelle Werkstattmodell nach wie vor fest in der nordischen Autokultur verankert. Sechs von zehn Verbrauchern bevorzugen nach wie vor, ihr Fahrzeug in eine Werkstatt zu bringen, eine Zahl, die seit 2022 stabil geblieben ist. Gleichzeitig würden 18 Prozent lieber einen Techniker zu sich nach Hause oder an ihren Arbeitsplatz kommen lassen. Dieses Segment ist in den letzten vier Jahren weder gewachsen noch zurückgegangen, was auf eine stetige, aber begrenzte Nachfrage nach mobilen Reparaturdienstleistungen hindeutet.

Die Unterschiede zwischen den Ländern sind bemerkenswert. Dänemark ist der einzige Markt, in dem das Interesse an Reparaturen zu Hause zunimmt und seit 2021 von 11 Prozent auf 18 Prozent gestiegen ist. Im gleichen Zeitraum ist die Zustimmung zur Nutzung einer Werkstatt von 67 auf 59 Prozent zurückgegangen. Schweden zeigt den gegenteiligen Trend: Der Anteil derjenigen, die einen Service zu Hause bevorzugen, ist von 20 Prozent auf 16 Prozent gesunken, was die erneute Präferenz für Reparaturen in der Werkstatt bestätigt.

Das Alter bleibt ein wichtiger Indikator. Unter den 35- bis 49-Jährigen würde sich jeder Dritte für einen Service zu Hause oder am Arbeitsplatz entscheiden, während acht von zehn Verbrauchern über 50 Jahren weiterhin den traditionellen Werkstattbesuch bevorzugen.

Balkendiagramm zum Anteil der Menschen, die 2025 ihr Fahrzeug zu Hause warten würden – nach Ländern.
Finnland zeigt die stärkste Neigung zum Selbermachen. Das Land hat traditionell eine starke Kultur der Selbstständigkeit, mit praktischen Fähigkeiten besonders in ländlichen und vorstädtischen Gebieten. Finnische Autobesitzer sind größtenteils auch eher daran gewöhnt, grundlegende Wartungsarbeiten selbst durchzuführen, insbesondere unter winterlichen Bedingungen.
Balkendiagramm zur Bedeutung einfacher Reparatur und Wartung von Elektroautos im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen.
Eine klare Mehrheit der nordischen Verbraucher erwartet, dass Elektroautos in puncto Wartungsfreundlichkeit mit herkömmlichen Fahrzeugen mithalten können. In allen vier Ländern geben rund 75–80 % an, dass es wichtig ist, dass Elektroautos genauso einfach zu reparieren und zu warten sind wie Benzin- und Dieselautos. Nur eine kleine Minderheit – in der Regel weniger als 12 % – hält dies für unwichtig.
Balkendiagramm zur Einschätzung, dass Reparaturen entscheidend für eine längere Fahrzeuglebensdauer sind.
Zwischen 85 und 88 % der Autofahrer in Finnland, Norwegen und Schweden geben an, dass regelmäßige Reparaturen wichtig sind, und der nordische Durchschnitt liegt weiterhin bei über 80 %. Dieses Ergebnis unterstreicht eine stabile, tief verwurzelte Autopflegekultur in der Region, unabhängig von nationalen Unterschieden.

Studien-Fazit von MEKO:

  • Die Elektrifizierung wird langfristig anhalten
  • Die Preise für Elektrofahrzeuge müssen sinken, um eine breite Akzeptanz zu erreichen
  • Unabhängige Werkstätten benötigen Zugang zu Daten und Komponenten
  • Das „Recht auf Reparatur” ist für die Erschwinglichkeit unerlässlich

Über MEKO

MEKO ist einer der größten Akteure im Automotive Aftermarket in Nordeuropa. Das Unternehmen mit Sitz in Schweden ist in acht Märkten mit 600 Filialen und 20.000 Werkstattkunden tätig. Zu seinen Werkstatt- und Großhandelsmarken gehören Mekonomen, MECA, BilXtra, FTZ, Fixus, Inter-Team und Sørensen und Balchen.

Valentina Ahlavuo

Valentina Ahlavuo

Herausgeberin von RVK Uutiset, EV FINLAND, und automediat.com

Berichtet für Gateway über Nachrichten und Veranstaltungen in Nordeuropa, mit Schwerpunkt auf dem unabhängigen Ersatzteilmarkt, Elektrofahrzeugen, Werkstätten und dem Reifenhandel in Skandinavien. Gut vernetzt in der nordischen Automobilszene und begeisterte Networkerin.

Das könnte Sie auch interessieren: