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Interview

3 Fragen an Michael Fischer, Vice President Forschung und Entwicklung bei Jost

23.10.2024

E-Mobilität bei Trucks und Lkws – das ist viel mehr als Batterie und E-Motor. Die Jost Werke SE aus dem hessischen Neu-Isenburg bieten smarte Systeme für Nutzfahrzeuge, die Emissionen reduzieren – und die Performance erhöhen. Wie und womit die Hessen das bewirken, beantwortet Entwicklungschef Michael Fischer.

Michael Fischer, Vice President Forschung und Entwicklung bei Jost
Michael Fischer, Vice President Forschung und Entwicklung bei Jost

Die Transformation zur E-Mobilität bei den Nutzfahrzeugen kann in ihrer Wirkung noch gesteigert werden, wenn man sie mit weiteren Innovationen verknüpft. Wo setzt Jost mit seinen Produkten hier an?

Jost trägt dazu bei, Nutzfahrzeuge umweltfreundlicher zu machen, indem es Technologien zur Unterstützung von Elektro- oder Hybridantrieben bereitstellt sowie gewichtsoptimierte Produkte und Anwendungen entwickelt, um die Kraftstoffeffizienz zu verbessern und die Emissionen zu verringern. Darüber hinaus sorgt Jost für fortschrittliche Recyclinglösungen für ausgediente Komponenten. Diese Innovationen zielen darauf ab, die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren, den CO2-Fußabdruck zu verringern und die Nachhaltigkeit im Transportsektor zu fördern.

So wird Jost mit der E-Achse zukünftig ein kosteneffizientes und modulares System anbieten, das flexibel sowohl für batterieelektrische LKWs als auch für Fahrzeuge mit konventionellem Verbrennungsmotor ressourcenschonend einsetzbar ist. Dank des leichten und kompakten Designs ermöglicht die E-Achse einen flexiblen Einsatz in einer Vielzahl von Anwendungen: vom leichten Verteilerverkehr und Kurzstrecken, über Langstreckeneinsätze mit der Anforderung nach hoher Reichweite, bis hin zu Schwerlasttransporten zur Traktions-Unterstützung bei Anfahr-Manövern. Die E-Achse lässt sich modular auf unterschiedlichste Einsatzanforderungen anpassen und bietet eine kostengünstige Möglichkeit, Transportflotten nachhaltiger zu gestalten. Der emissionsfreie Antrieb gewährleistet bei herkömmlichen Dieselfahrzeugen eine Reduktion der CO2-Emissionen und erhöht unabhängig von der Antriebsart die Reichweite des Gespanns. In der Felderprobung wurden Einsparungen von über 20 Prozent erreicht.

Unser biologisch abbaubarer Hochleistungsschmierstoff JHS 2020 B schützt hoch belastete, bewegliche Verbindungen wie Sattelkupplungen vor Verschleiß. Jost hat als erster Hersteller eine vollständig biologisch abbaubare Variante für seine Sattelkupplungen auf den Markt gebracht. Der Schmierstoff eignet sich für die manuelle Schmierung aller Sattelkupplungen, Königszapfen und Kugellenkkränze. Er zeichnet sich aus durch vollständige biologische Abbaubarkeit, minimale Anwendungsanforderungen, Temperaturbeständigkeit, hohe Haftung auf Metalloberflächen und minimale Wasseraufnahme.

Prototypendarstellung der E-Achse von Jost
Prototypendarstellung der E-Achse von Jost
Das automatische Kupplungssystem KKS von Jost macht den Trailerwechsel schneller, sicherer und einfacher.
Das automatische Kupplungssystem KKS von Jost macht den Trailerwechsel schneller, sicherer und einfacher.

Die immer stärker softwarebasierte Mobilität verläuft in einer Entwicklungstendenz hin zum autonomen Fahren. An welchen Punkten unterstützen hier Technologien von Jost?

Auch unsere Mission ist es, den Wandel hin zu besser vernetzten und intelligenten Nutzfahrzeugen zu unterstützen. Um den technologischen Wandel hin zu hochautomatisierten und autonomen Logistiklösungen zu erreichen, haben wir viele Produkte entwickelt, wie etwa das automatische Kupplungssystem KKS.

Das KKS ermöglicht es den LKW-Fahrenden, den Sattelauflieger per Fernbedienung an- und abzukuppeln, ohne das Fahrerhaus zu verlassen – automatisch, sicher und schnell. Die Fahrerinnen und Fahrer werden durch den gesamten Sattelprozess geführt und erhalten mithilfe der Sensorik jederzeit Informationen über den Kupplungsprozess auf der KKS Fernbedienung. Zum Beispiel zeigt der Aufliegerplattensensor an, ob Kontakt zur Trailerplatte besteht und die richtige Position des Königszapfens wird ebenfalls von Sensoren überwacht. Das Klettern aus dem Fahrerhaus zur manuellen Öffnung der Sattelkupplung entfällt für den Fahrer ebenso wie das Kurbeln der Stützwinde und das händische Stecken der Spiralkabel und Luftanschlüsse. Zeit-, Komfort- und Sicherheitsgewinn werden mit nur einem Produkt möglich. Mit dem KKS möchte Jost neue Maßstäbe für Leistung und Zuverlässigkeit in der Transportbranche setzen.

Das KKS steht für die Zukunft der Logistik und ist eine Schlüsselkomponente für durchgängige Prozesse beim autonomen Fahren. Gemeinsam mit dem Jost-Partner Aitonomi Group, einem Schweizer KI-Start-up für Autopilot und intelligente selbstfahrende Logistiklösungen, arbeiten wir bereits an der Integration des KKS sowie der Lenk- und Achssysteme mit dem AutoPilot-System von Aitonomi. Ziel der Partnerschaft ist die Entwicklung vollautonomer Transportlösungen für Depots und Hafenterminals, die sich bereits erfolgreich im Einsatz bewähren.

Autonomer Sattelzug für Palettentransport der Aitonomi Group
Autonomer Sattelzug für Palettentransport der Aitonomi Group

Welche Bedeutung haben für Jost strategische Partnerschaften, um bei der Entwicklung hin zu klimaneutralen Transportlösungen maßgebliche Beiträge zu leisten?

Strategische Partnerschaften spielen bei uns eine ausschlaggebende Rolle. Neben unseren eigenen Produktentwicklungen haben wir Partnerschaften geschlossen, um hochautomatisierte und autonome Logistiklösungen sowie die Elektrifizierung und das nachhaltige Ressourcenmanagement in der Nutzfahrzeugindustrie voranzutreiben. Das ist unser Engagement, um Innovation, CO2-Reduktion und Effizienz in der Branche zu fördern. Die Kombination aus fundierter Erfahrung im Bereich der Systeme und Komponenten für die Nutzfahrzeugindustrie sowie innovativen Lösungsansätzen bildet die Basis für die gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen.

Jost investiert in Aitonomi und Trailer Dynamics, zwei Start-Ups mit innovativen Transportlösungen im Bereich des autonomen Fahrens und der Elektrifizierung. Zudem geht Jost mit BET-Motors eine Entwicklungspartnerschaft ein, um gemeinsam innovative Fahrzeugarchitekturen für den E-Antrieb zu entwickeln. Eine weitere Entwicklungspartnerschaft besteht mit Fernride. Im Rahmen dieses Kooperationsprojektes bündeln wir unsere Expertise und Ressourcen, um skalierbare Technologien zu entwickeln, die den Betrieb von LKWs auf geschlossenen Betriebsdomänen wie Terminals und Betriebshöfen automatisieren.