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Den Wettbewerb um die Talente gewinnen

27.08.2024

Mit welchen Strategien sprechen Automotive und Aftermarket die jungen Generationen an, um Talente für die Branche zu gewinnen? Mit Ambition bietet die Automechanika Frankfurt 2024 eine Plattform, die konkret zeigt, wie sich die Gen Z am besten erreichen lässt. GATEWAY TO AUTOMOTIVE holt Sie ab mit einem kurzen internationalen Update zur Nachwuchssituation.

Marco ten Hagen und Christian Clopperberg
Marco ten Hagen (li.) und Christian Clopperberg (re.), Kfz-Technikermeister und Gründer des „Schrauberblogs“.

Marco und Christian sind coole Jungs. Sie bewerben sich gerade für ein Nutzfahrzeugepraktikum – ein „Trucktikum“ wird gleich einer der beiden witzeln – beim Mercedes-Benz-/Hyundai-Partner Beresa am Standort Bielefeld. „Okay, kommt mal mit“, sagt die sympathische junge Beresa-Mitarbeiterin am Empfang, die beide zu Kundendienstleiter Thomas bringt, der sie durch das Werk führt. Nachdem die Willkommenstüten, die jeder Praktikant erhält, verteilt und erklärt sind (Christian: „Wo sind denn meine Gummibärchen?“), geht’s in die Herrenumkleide und von da in das Allerheiligste, die Kantine. 

Nächste Station ist der Pkw-Bereich, der gerade unter dem Stress der „Räder-Reifen-Saison“ (Thomas) steht. Nach rechts ein Blick ins Lager, gleich links geht’s in die Nutzfahrzeugabteilung und zu einem Bus, der gerade auf der Radgreiferanlage steht, auf der die Reifen abgenommen werden, um an den Bremsen arbeiten zu können. „Gut zu erkennen, dass hier alles etwas größer ist, als wir es von den Pkw gewohnt sind“, lautet die erste fachmännische Einschätzung der beiden Jobbewerber.

25 Millionen junge Menschen  interessieren sich für die Branche

Marco und Christian sind keine echten Bewerber. Sie sind die Stars der Social-Media-Plattform „Schrauberblog“. Ihren Besuch bei Beresa drehten sie gleich auf Video mit. Hunderttausende junge Menschen folgen ihren Videos und Social-Media-Einträgen, die eine einzigartige Mischung bieten aus einer entspannten, lockeren Ansprache und echtem Fach- und Ausbildungswissen. Firmen, die nach Nachwuchs suchen, wissen zu schätzen, dass sich Marco Ten Hagen und Christian Cloppenburg, beide gelernte Kfz-Technikermeister, seit Gründung des „Schrauberblog“ 2017 eine hohe Glaubwürdigkeit in der Gen Z erarbeitet haben und in der nachfolgenden Gen α, die jetzt ins Praktikumsalter kommt. 

Claudia Kefferpütz, Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK)
Claudia Kefferpütz vom Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK)

„Marco und Christian sind wirksame Influencer, sie piksen die Zielgruppe genau richtig an und verbinden Unterhaltung mit echtem Fachwissen“, sagt Claudia Kefferpütz vom Zentralverband des Deutschen Kfz-Gewerbes, die den „Schrauberblog“ wie eine Social-Media-Agentur nutzt. So ist es auch gelungen, die 2017 gestartete Kampagne ihres Verbands „#wasmitautos“ mit einer Reichweite von 25 Millionen zu einer der erfolgreichsten Nachwuchsinitiativen aller Zeiten zu machen. Mit messbarem Erfolg: „Nach einem Einbruch der Ausbildungszahlen durch die Covid-19-Pandemie verzeichnen wir seit zwei Jahren wieder steigende Ausbildungszahlen“, sagt Kefferpütz. „Im Jahr 2023 stiegen die Neueinstellungen beim Kfz-Mechatroniker um 8,9 Prozent. Jedoch konnten nicht alle offenen Ausbildungsstellen adäquat besetzt werden und es fehlen ungefähr 10.000 Fachkräfte.“

Wir sind mehr als nur „Schrauber“!

Was den Nachwuchs abhält, eine Karriere in Automotive oder Aftermarket zu beginnen, sind oft falsche, längst widerlegte Vorurteile. „Es herrscht immer noch die Einstellung vor, dass ein junger Mensch nur mit einem Studium Karriere machen kann. Es besteht zu wenig Wissen über die Vielfalt der Möglichkeiten im Handwerk“, beklagt Kefferpütz. „Auf die duale Ausbildung können wir in Deutschland weltweit stolz sein – trotzdem ist viel zu wenig bekannt, was man mit einer soliden Ausbildung alles erreichen kann.“ 

Kfz Mechatroniker untersucht Auto mit Tablet

Der ironische Titel „Schrauberblog“ weist auf einen anderen wunden Punkt hin – das fehlende Bewusstsein, wie sehr sich die Branche in den vergangenen Jahren gewandelt hat. Bei der Gen Z leidet der Automotive Aftermarket unverändert unter dem Image der „Schrauber“ mit ölverschmierten Händen in lautstark hämmernden Werkstätten, wo doch längst Software und geräuschlose Motoren dominieren. Und etwa in Deutschland besonders vielfältige Ausbildungen angeboten werden, für Azubis wie Studierende (duale Studiengänge), in Bereichen wie Digitalisierungsmanagement, Mechatronik, technisches Produktdesign oder Industriemechanik. 

In diese Kerbe schlägt die internationale Recruiting-Initiative „Talents 4 AA“, die auch an der Ambition mitwirkt, einer auf die Haltungen der Gen Z abgestimmten, großen Schau auf der Automechanika Frankfurt 2024. „Talents 4 AA“ hat in zehn Sprachen die fünf Top-Argumente aufgelistet, warum die Branche für ambitionierte junge Bewerber eine der attraktivsten überhaupt ist. An erster Stelle steht die Vernetzung in unzählige andere Sparten und Hightech-Bereiche, es folgen die Teilhabe an rasanter Innovation und das Mitwirken an der Zukunft der Mobilität, besonders unter Kriterien der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes. Ein Interview mit einem „Ambassador“ der „Talents 4 AA“, dem Schweden Bo Marcusson, ITG Manager bei NRF Ersatzteile und Zubehör, lesen Sie hier:

Interview mit Bo Marcusson

Wie gelingt die Talentsuche?

Es gibt viele gute Argumente dafür, im Aftermarket zu arbeiten – aber nicht immer ist klar, wie Menschen damit auch überzeugt werden können. Eine internationale Gemeinsamkeit besteht darin, dass im „Wettbewerb um die besten Talente“ diejenigen erfolgreich sind, die eine gute Ausbildung anbieten – die es aber eben auch verstehen, proaktiv den Kontakt zu jungen Menschen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Für GATEWAY TO AUTOMOTIVE haben die „Schrauberblog“-Macher drei Punkte zusammengefasst, die für Kleinbetriebe und Mittelständler ebenso gelten wie für Konzerne und sicher nicht nur für Deutschland:

3 Tipps vom Schrauberblog

Einfache Bewerbungsverfahren
Die Zeiten von langen Motivationsschreiben sind vorbei. Junge Talente bevorzugen schnelle und einfache Bewerbungsverfahren, die unkompliziert und effizient sind. Wie bei unserer Karriereplattform „Schrauberjobs“.

Employer Branding
Unternehmen im Automotive Aftermarket müssen verstärkt auf Employer Branding setzen, um sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Eine starke Arbeitgebermarke kann helfen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen und junge Talente anzuziehen.

Social-Media-Präsenz
Ein verbesserter Social-Media-Auftritt ist unerlässlich. Firmen sollten aktiv auf Plattformen präsent sein, die von jungen Menschen genutzt werden, um ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen und den Nachwuchs effektiv anzusprechen.

Es herrscht Einigkeit, dass nicht die jungen Leute zu den Firmen kommen müssen, sondern die Firmen zu den jungen Leuten. „Die Gen Z und die Gen Alpha möchten in ihrer Lebenswelt abgeholt werden, genau dort, wo sie sich 24/7 aufhalten – im Internet und den sozialen Medien. Betriebe, die hier nicht sichtbar sind, sind für die junge Generation nicht existent“, warnt mit viel Engagement Claudia Kefferpütz vom Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK).

Social Media hilft aber auch nur dann, wenn Betriebe eine gute Unternehmenswebsite und dort einen Menüpunkt „Karriere“ haben. Untersuchungen zeigen: Die Unternehmenswebsite ist die wichtigste Quelle, wenn sich junge Leute über Firmen informieren. Sie dürfen hier nicht in einem völlig anderen Stil empfangen werden, es muss nachvollziehbare Firmeninsights und Ausbildungsdarstellungen geben, etwa typische Tagesabläufe in den Jobprofilen – bevorzugt als Videos.

Neben der digitalen Kommunikation ist entscheidend, wie gut die regionale Sichtbarkeit gelingt: Ausbildungsmessen, Ideen wie Girls/Boys Day oder Nacht der Ausbildung, Schulkooperationen und ein guter Kontakt zur örtlichen Berufsberatung. Das erste Suchfeld für Unternehmen auf Nachwuchssuche ist immer die Region.

Merve Bostanci, Talent Acquisition Specialist, TÜV Nord
Merve Bostanci, Talent Acquisition Specialist, TÜV Nord

Und am Ende kommt es auf den persönlichen Kontakt an. Mit ein Grund, warum sich Merve Bostanci, zuständig für Recruiting beim TÜV Nord auf der Automechanika-Schau Ambition engagiert: „Fachkräftemangel betrifft uns alle. Umso wichtiger ist es, mehr zu tun, als einfach nur offene Stellen zu besetzen. Im Recruiting möchten wir Menschen überzeugen und von uns als Arbeitgeber begeistern. Dafür müssen wir potenzielle neue Mitarbeitende so oft wie möglich persönlich treffen und ihre Motivation und Leidenschaft noch besser verstehen. Genau das machen wir auf der Ambition.“

Schrauberblog: Treffen Sie Marco und Christian

Folgen Sie dem „Schrauberblog“ auf der Automechanika 2024 in Frankfurt – und erfahren sie anhand konkreter Aktionen alles darüber, wie sich junge Zielgruppen gern ansprechen lassen:

  1. „Schrauberblog“-Stand in Halle 9 mit dem Corteco T3 Bus Podcaststudio Projektfahrzeug, hier werden Podcasts und Interviews aufgezeichnet.
  2. Radwechselchallenge gemeinsam mit der Drift Crew Nasty Unicorns auf der Ambition in Halle 3.1, täglich um 14 Uhr.
  3. Recruiting Box in Halle 3.1 im Namen der Karriereplattform „Schrauberjobs“, mit täglichen Slots, um die „Schrauberblogger“ kennenzulernen, Fragen zur Aus- und Weiterbildung zu stellen und Infos über die Plattform „Schrauberjobs“ zu erhalten. 
  4. Elektrokartprojekt am Future Mobility Park am Samstag. Hier baut der „Schrauberblog“ zwei Elektrokarts zusammen, die vom ZKF angefertigte Karosserie wird von den Lackierern auf der Messe lackiert. Zwei Mechanikerteams werden die Fahrzeuge zusammenbauen und mit den fertigen Karts auf der Teststrecke des Future Mobility Parks fahren.
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