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Folge #9

Wasserstoff oder Batterie? Was im PKW wirklich zählt!

15.05.2025

Kaum ein Thema wird in Deutschland emotionaler diskutiert als der richtige Antrieb der Zukunft. Besonders hierzulande, wo der Verbrennungsmotor lange als technologische Krone galt, halten viele am Wunschbild vom Wasserstoffauto fest.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Herausgeber von Elektroauto-news.net

Bringt in fünf Minuten auf den Punkt, was man diese Woche rund um E-Autos & Co. wissen muss.

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Die Idee klingt verlockend: lokal emissionsfrei unterwegs sein und gleichzeitig am gewohnten Tankverhalten festhalten. Doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft eine immer größere Lücke.

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die globale Nachfrage nach wasserstoffbetriebenen Autos befindet sich im freien Fall. 2024 wurden weltweit weniger als 13.000 Fahrzeuge verkauft – ein Rückgang um über 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bereits 2023 hatte der Absatz deutlich nachgelassen. In Südkorea, lange Zeit Leitmarkt für die Brennstoffzelle im Pkw, denkt die Regierung inzwischen offen über einen Strategiewechsel nach: Wasserstoff nur noch für Busse und Lkw. In China, wo Wasserstoff primär im Nutzfahrzeugsegment genutzt wird, ist dieser Kurs längst eingeschlagen.

Während die Brennstoffzelle an Dynamik verliert, beschleunigt die batterieelektrische E-Mobilität. Das KI-gestützte Analyseunternehmen GetFocus hat globale Patentdaten ausgewertet – mit einem eindeutigen Ergebnis: Die Lithium-Ionen-Technologie entwickelt sich mit einer Verbesserungsgeschwindigkeit von über 70 Prozent. Bei der Brennstoffzelle liegt dieser Wert bei lediglich 26,5 Prozent. Das bedeutet: Die Batterie kommt nicht nur schneller voran – sie wird zugleich effizienter, günstiger und alltagstauglicher.

Ein entscheidender Faktor ist dabei die Energieeffizienz. Während batterieelektrische Autos etwa 70 bis 80 Prozent der eingesetzten Energie tatsächlich auf die Straße bringen, sind es beim Wasserstoffauto nur rund 25 bis 30 Prozent. Der Grund: Der Energieweg beim Wasserstoff ist lang und verlustreich – vom Strom zur Elektrolyse, über die Kompression, Lagerung, den Transport und schließlich die Rückverstromung im Fahrzeug. Jeder dieser Schritte kostet Energie – am Ende bleibt nur ein Bruchteil der ursprünglich eingespeisten Energie übrig.

Auch beim Thema Infrastruktur wird der Unterschied deutlich: Ladepunkte für batterieelektrische Autos entstehen europaweit in hoher Taktung. Das Netz wächst – privat wie öffentlich. Bei Wasserstoff hingegen stagniert der Ausbau. Die Tankstellen sind teuer, wartungsintensiv und nicht flächendeckend verfügbar. Wer auf Wasserstoff setzt, muss seine Route genau planen – und auf viel Flexibilität verzichten.

Hinzu kommt: Wasserstoffautos sind teuer – in der Anschaffung wie im Betrieb. Gleichzeitig sinken die Preise für batterieelektrische Modelle kontinuierlich. Besonders vielversprechend sind Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP), die als sicher, hitzebeständig und kosteneffizient gelten. In Kombination mit Silizium-Anoden könnten sie bald neue Reichweiten und Ladegeschwindigkeiten ermöglichen. Hersteller wie BYD, SAIC und Tesla haben früh auf diese Technologie gesetzt. Europäische Hersteller wie BMW, Audi oder Mercedes planen ihre ersten LFP-Modelle dagegen erst für 2025 – mit einem Rückstand von bis zu zehn Jahren.

Die Analyse von GetFocus bringt es auf den Punkt: Die eigentliche Frage lautet längst nicht mehr „Batterie oder Wasserstoff?“, sondern: Wie können Batterien noch besser werden? Wer heute auf mehrere Technologien setzt, handelt nicht technologieoffen, sondern unentschlossen.

Wasserstoff hat seine Daseinsberechtigung – im Schwerlastverkehr, bei Zügen, Schiffen oder Spezialanwendungen. Doch im Pkw scheint der Platz vergeben. Die Batterie hat sich durchgesetzt – weil sie effizienter ist, günstiger, praxistauglicher und schneller vorankommt. Der Wettlauf um den Antrieb der Zukunft ist in vollem Gange. Aber die Richtung ist eindeutig: Die Batterie führt – und der Wasserstoff folgt mit Abstand.

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