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Wie funktioniert ein Range-Extender?
Der Range-Extender, auch Reichweitenverlängerer genannt, ist eine Technologie, die einen kleinen Verbrennungsmotor oder eine alternative Energiequelle nutzt, um während der Fahrt Strom für die Batterie eines Elektroautos zu erzeugen. Dabei treibt der Verbrennungsmotor niemals direkt die Räder an, sondern dient ausschließlich der Stromerzeugung.
Dieses Konzept bietet klare Vorteile: Der Verbrennungsmotor läuft meist im optimalen Drehzahlbereich, wodurch der Kraftstoffverbrauch minimiert wird. Gleichzeitig reduziert der Einsatz kleinerer Batterien die Produktionskosten und das Fahrzeuggewicht. Besonders auf Kurzstrecken kann das Fahrzeug rein elektrisch betrieben werden, während der Range-Extender auf längeren Fahrten als Backup dient.
Doch die Technologie bringt auch Nachteile mit sich. Die Nutzung fossiler Brennstoffe bleibt ein zentraler Kritikpunkt, selbst wenn der Verbrauch relativ gering ist. Hinzu kommt die erhöhte technische Komplexität, die Reparaturen und Wartung verteuern kann. Auch im Hinblick auf Emissionen ist der Range-Extender zwar effizienter als herkömmliche Verbrennungsmotoren, bleibt jedoch hinter rein elektrischen Fahrzeugen zurück.
Schließlich stellt sich die Frage nach der langfristigen Relevanz: Wenn Ladeinfrastrukturen weiter ausgebaut und Batterien leistungsfähiger werden, könnte der Range-Extender an Bedeutung verlieren.
China: Der Vorreiter für Range-Extender-Technologien
China hat die Potenziale dieser Technologie früh erkannt. Hersteller wie Li Auto und Leapmotor setzen erfolgreich auf Modelle mit Range-Extender und erzielen damit beeindruckende Wachstumsraten. Li Auto verzeichnete allein 2023 ein Absatzwachstum von über 180 Prozent. Dank Reichweiten von bis zu 1400 Kilometern, basierend auf optimistischen CLTC-Messungen, bieten diese Fahrzeuge eine deutliche Verbesserung gegenüber rein elektrischen Autos, die oft nur 300 bis 450 Kilometer schaffen.
Ein weiterer Vorteil in China ist die teilweise unzureichende Ladeinfrastruktur, insbesondere in ländlichen Gebieten. Hier schließt der Range-Extender die Lücke und ermöglicht eine uneingeschränkte Nutzung. Interessant ist zudem die wachsende Zusammenarbeit zwischen chinesischen und westlichen Herstellern. So hat Leapmotor eine Partnerschaft mit Stellantis geschlossen, um die Technologie international voranzutreiben.
Europa und die USA: Nachholbedarf und Potenziale
In Europa und Nordamerika steckt die Technologie noch in den Kinderschuhen, doch auch hier wächst das Interesse. ZF, einer der führenden deutschen Automobilzulieferer, entwickelt flexible Lösungen für 400- und 800-Volt-Systeme, die kompakter und effizienter als frühere Modelle sind. Laut Peter Holdmann, Vorstandsmitglied von ZF, wird der Range-Extender als Brückentechnologie wahrgenommen, um die Elektromobilität voranzutreiben, bis die Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut ist.
Besonders in den USA, wo große Distanzen und eine lückenhafte Ladeinfrastruktur den Markt prägen, könnte der Range-Extender eine praktikable Lösung sein.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Obwohl der Range-Extender viele Vorteile bietet, bleibt er nicht ohne Herausforderungen. Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und die vergleichsweise höheren Emissionen machen ihn zu einer Übergangstechnologie. Gleichzeitig könnten politische Rahmenbedingungen, wie strengere Emissionsvorgaben oder mögliche Verbote für neue Verbrennungsmotoren, die Akzeptanz einschränken.
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob der Range-Extender eine dauerhafte Lösung bleibt oder von der Weiterentwicklung der Ladeinfrastruktur und Batterietechnologien abgelöst wird. Bis dahin bietet er jedoch eine vielversprechende Möglichkeit, die Reichweitenangst zu überwinden und den Übergang zur Elektromobilität auch in weniger gut erschlossenen Regionen zu erleichtern.