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Folge #5

Ladeinfrastruktur in Deutschland: Fortschritte, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

24.02.2025

Die Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Deutschland wächst kontinuierlich. Zum 1. Dezember 2024 gab es laut Bundesnetzagentur über 154.000 öffentliche Ladepunkte, was einem Zuwachs von rund 19.000 Ladepunkten innerhalb eines Jahres entspricht. Die installierte Ladeleistung liegt nun bei 5,6 Gigawatt.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Herausgeber von Elektroauto-news.net

Bringt in fünf Minuten auf den Punkt, was man diese Woche rund um E-Autos & Co. wissen muss.

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Besonders stark vertreten sind AC-Lader, also Normalladestationen mit 11 oder 22 kW Leistung. Sie machen mit 120.618 Ladepunkten den größten Anteil aus und verzeichneten im vergangenen Jahr ein Wachstum von 19 Prozent. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung des Schnellladens weiter zu. Die Zahl der DC-Schnellladepunkte ist auf 33.419 angestiegen – ein Wachstum von 39 Prozent. Insbesondere Ladepunkte mit einer Leistung von über 299 kW haben stark zugelegt und ermöglichen es, innerhalb weniger Minuten Strom für mehrere Hundert Kilometer Reichweite nachzuladen.

Regionale Unterschiede im Ausbau

Der Ausbau verläuft nicht überall gleich schnell. Während Bayern mit 30.464 Ladepunkten nach wie vor an der Spitze liegt, holt Nordrhein-Westfalen auf. Dort wurden 26 Prozent mehr Ladepunkte installiert, wodurch das Bundesland nun 29.300 öffentliche Ladepunkte zählt. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte NRW bald an Bayern vorbeiziehen.

Bemerkenswert ist auch das starke Wachstum in Bremen, das mit 41 Prozent Zuwachs innerhalb eines Jahres die höchste Steigerungsrate verzeichnet. Auch Hessen konnte mit 32 Prozent Wachstum deutlich zulegen. In anderen Regionen wie dem Saarland (+14 Prozent) und Schleswig-Holstein (+16 Prozent) verlief der Ausbau hingegen langsamer.

Betreiberlandschaft und Herausforderungen

Mit der wachsenden Anzahl an Ladepunkten steigt auch die Zahl der Betreiber. In Deutschland gibt es mittlerweile über 11.300 Ladeinfrastrukturbetreiber, was zu einer starken Fragmentierung des Marktes führt.

Die fünf größten Anbieter sind:

  • EnBW mit knapp 8400 Ladepunkten,
  • Eon mit 4300 Ladepunkten,
  • Tesla mit rund 3000 Superchargern,
  • Mercedes-Benz mit 2600 Ladepunkten,
  • EWE Go mit 2300 Ladepunkten.

Während die vielen Anbieter für eine breite Verfügbarkeit sorgen, entstehen für Nutzer auch Herausforderungen. Unterschiedliche Tarife, Abrechnungssysteme und Zugangsbeschränkungen erschweren das spontane Laden, insbesondere für Gelegenheitsnutzer.

Strompreise und ihre Auswirkungen auf das Laden

Ein entscheidender Faktor für die Attraktivität der Elektromobilität bleibt der Strompreis. 2024 sanken die Großhandelspreise auf 7,95 Cent/kWh, 16,8 Prozent weniger als im Vorjahr – und sogar günstiger als 2021, obwohl Deutschland mittlerweile vollständig aus der Atomkraft ausgestiegen ist.

Diese Entwicklung beeinflusst auch die Ladekosten:

  • Zu Hause geladen ist ein Elektroauto 47 Prozent günstiger als ein Benziner.
  • Im Vergleich zu Diesel beträgt der Kostenvorteil 38 Prozent.
  • An öffentlichen AC-Ladesäulen liegt der Preisvorteil noch bei 19 Prozent gegenüber Benzin.
  • Beim DC-Schnellladen schrumpft er auf 4 Prozent, während Diesel an einigen Stellen bereits günstiger ist.

Diese Unterschiede zeigen, dass das heimische Laden weiterhin die wirtschaftlichste Lösung für E-Auto-Fahrer bleibt. Gleichzeitig könnte der sinkende Strompreis den halböffentlichen Bereich – also Ladepunkte an Supermärkten, Unternehmen oder Parkhäusern – attraktiver machen. Unternehmen könnten künftig günstigeren Strom an Mitarbeiter und Kunden weitergeben und so eine Alternative zu teuren öffentlichen Ladesäulen bieten.

Wie geht es weiter?

Deutschland bleibt beim Ausbau der Ladeinfrastruktur auf einem positiven Kurs, doch es gibt noch Herausforderungen:

  • Der Schnellladeausbau wächst stark, doch es fehlen weiterhin ausreichend Normallader in Innenstädten.
  • Regionale Unterschiede sind deutlich erkennbar – während NRW Bayern bald überholen könnte, gibt es in anderen Bundesländern kaum Fortschritte.
  • Die sinkenden Strompreise eröffnen neue Möglichkeiten für den halböffentlichen Ladebereich, der in Zukunft eine größere Rolle spielen könnte.

Ob sich dieser Trend fortsetzt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Klar ist jedoch: Die Ladeinfrastruktur entwickelt sich dynamisch weiter – mit spannenden Perspektiven für E-Auto-Fahrer und die gesamte Branche.

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