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Folge #17

Kurs nach dem Autogipfel – So geht’s weiter

23.10.2025

In unserer neuen Podcastfolge befasst sich EV-Experte Sebastian Henßler mit den Ergebnissen des Autogipfels in Berlin. Klar ist: Die Bundesregierung will die Elektromobilität weiter voranbringen – aber sozialer, alltagstauglicher und mit mehr Rückhalt in der Bevölkerung. Das war der zentrale Tenor nach den Gesprächen im Kanzleramt.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Herausgeber von Elektroauto-news.net

Bringt in fünf Minuten auf den Punkt, was man diese Woche rund um E-Autos & Co. wissen muss.

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Die Politik hat erkannt, dass der Hochlauf der Elektromobilität ins Stocken geraten ist. Beim Autogipfel am 9. Oktober in Berlin wurde darüber diskutiert, wie es in Deutschland mit der Verkehrswende weitergehen soll. Unter anderem soll ein neues Förderprogramm gezielt Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen unterstützen.

Bundesumweltminister Carsten Schneider spricht von einer „Starthilfe in die klimaneutrale Mobilität“. Drei Milliarden Euro sollen dafür bis 2029 aus dem Klima- und Transformationsfonds bereitstehen. Über die konkrete Ausgestaltung wird noch verhandelt, doch klar ist: Die Förderung soll dort ansetzen, wo Menschen bislang vom E-Auto ausgeschlossen waren. Nicht mehr der Dienstwagenfahrer steht im Mittelpunkt, sondern die Familie, die ihr erstes Elektroauto kauft oder least.

Schneider betont: „Das ist ein wichtiges Signal an die Industrie, mehr kleine und erschwingliche Modelle zu entwickeln.“ Das Förderprogramm soll die Nachfrage ankurbeln – und zugleich den Druck auf die Hersteller erhöhen, den Markt nicht weiter an China zu verlieren.

Denn dort zeigt sich, wie schnell sich Mobilität verändern kann. Chinesische Hersteller bringen bezahlbare Elektroautos in hoher Stückzahl auf die Straße, während in Deutschland Produktionskürzungen und Stellenabbau drohen. Beim Gipfel wurde deutlich: Politik und Industrie müssen gemeinsam Wege finden, um Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Land zu halten. Schneider formuliert es so: „Wir haben gezeigt, dass wir als Politik bereit sind, die Industrie zu unterstützen. Aber wir erwarten, dass sie sich zum Standort bekennt.“

Parallel dazu hat das Bundeskabinett auf Initiative des Finanzministers beschlossen, Elektroautos weiterhin von der Kfz-Steuer zu befreien. Damit will man ein zusätzliches Argument für den Umstieg schaffen. E-Auto fahren soll einfacher und günstiger werden.

Neben der Förderung steht auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur im Fokus. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder hat den Entwurf des neuen Masterplans Ladeinfrastruktur 2030 vorgestellt. Er soll dafür sorgen, dass Laden in Zukunft überall einfach möglich ist – ob zuhause, beim Einkaufen oder auf der Autobahn. Der Plan sieht schnellere Genehmigungen, mehr Transparenz bei Preisen und neue Anreize für Ladepunkte in Mehrfamilienhäusern vor. Besonders interessant ist die geplante Förderung für Gebäudeeigentümer, die ihre Anschlüsse ertüchtigen. Das könnte vielen Menschen erstmals Zugang zu einer privaten Lademöglichkeit verschaffen.

Doch der Gipfel war mehr als eine Sammlung technischer Maßnahmen. Es ging auch um Haltung. Um die Frage, wie Deutschland in der Mobilitätspolitik künftig auftreten will. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nutzt die Debatte über das Verbrenner-Aus ab 2035, um sich gegen den Kurs aus Brüssel zu positionieren. Er warnt vor Jobverlusten und spricht von einer Bedrohung für die deutsche Autoindustrie. Aus den Reihen der Grünen kommt scharfer Widerspruch. Katharina Schulze nennt Söders Kurs einen „Kulturkampf auf Kosten der Wirtschaft“ und betont, dass Wohlstand nicht durch Rückschritte, sondern durch Innovation gesichert werde.

Tatsächlich zeigen sich auf Seiten der Hersteller klare Tendenzen. Audi, BMW; Volkswagen oder Mercedes – um nur ein paar Marken zu nennen - investieren längst Milliarden in Elektromobilität. Viele Manager sehen keinen Weg zurück. Der Weltmarkt bewegt sich elektrisch – und wer zu spät kommt, verliert den Anschluss. Auch bei den Gewerkschaften ist das angekommen. Betriebsräte fordern Planungssicherheit und Investitionen in neue Werke statt Subventionen für alte Technologien.

Die Botschaft des Autogipfels lautet also: Die Zukunft bleibt elektrisch – aber sie muss bezahlbar und planbar werden. Politik, Industrie und Verbraucherinnen sollen gemeinsam profitieren. Dafür braucht es weniger Schlagzeilen, mehr Verlässlichkeit. Carsten Schneider nennt den Gipfel einen „Ausgangspunkt für einen langfristigen Dialog“. Ein Satz, der zeigt: Das Ziel steht, aber der Weg dorthin wird noch verhandelt. Wir halten Sie darüber auch weiterhin auf dem Laufenden.

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