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Folge #18

Günstig laden unterwegs: Tipps von EV-Experte Sebastian Henßler

20.11.2025

Wo kann man das E-Auto laden und wie teuer wird es? Unser EV-Experte Sebastian Henßler beschäftigt sich in unserer neuen Podcastfolge mit der öffentlichen Ladeinfrastruktur ebenso wie mit dem derzeitigen Preisdschungel. Er findet: Laden in Deutschland funktioniert, aber der Preis fühlt sich oft wie ein Ratespiel an. Deshalb gibt er in dieser Folge Tipps, was Sie tun können, um unterwegs zu fairen Preisen zu laden.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Herausgeber von Elektroauto-news.net

Bringt in fünf Minuten auf den Punkt, was man diese Woche rund um E-Autos & Co. wissen muss.

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Beginnen wir mit dem Status quo: Die öffentliche Ladeinfrastruktur wächst weiter, doch das Verhältnis von E-Autos zu Ladepunkten stagniert nahezu. Im Sommer lag der Durchschnitt bei rund 17 Fahrzeugen pro öffentlichem Ladepunkt. Das Netz ist also dichter, aber die Nutzung wächst ähnlich schnell. Für Sie heißt das: Planen bleibt wichtig, besonders auf der Langstrecke.

Wo hakt es beim Preis? Zwei Punkte stechen heraus: erstens intransparente Tarife, zweitens deutliche Aufschläge beim spontanen Laden ohne Vertrag. Eine ADAC-Auswertung zeigt: Wer ohne bestehenden Tarif lädt, zahlt teils bis zu 62 Prozent mehr. Diese Spreizung trifft vor allem Rastanlagen an Autobahnen. Entsprechend fordert Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann: Preise müssen auf einen Blick erkennbar sein. Aufschläge von mehr als 20 Cent pro Kilowattstunde für Fremdkunden hält er für unangemessen. 

Wie sieht die Realität an der Autobahn aus? Der ADAC hat die 15 längsten Autobahnen geprüft – jeweils Rastanlagen und Autohöfe. Ergebnis: Mehr als die Hälfte fällt durch. Häufige Kritikpunkte: zu wenige Ladepunkte, zu geringe Ladeleistung und mangelnde Preistransparenz. Nur gut die Hälfte der Anlagen bot überhaupt Kartenzahlung direkt an der Säule; den tatsächlich zu zahlenden Endpreis zeigte nicht einmal jede zweite Anlage an. Autohöfe schnitten im Schnitt besser ab als Rastanlagen. Für Ihre Praxis heißt das: Wenn möglich, steuern Sie eher gut bewertete Autohöfe oder größere Ladeparks an.

Was bringt die Regulierung? Auf EU-Ebene gilt die AFIR. Sie schreibt vor: Preise müssen einfach, vergleichbar und transparent sein. Ab 50 kW Ladeleistung gehört die Preisanzeige direkt an die Säule; darunter muss die Info klar zugänglich sein, zum Beispiel per App oder Website. Die EU verlangt zudem standardisierte, öffentlich zugängliche Daten zu Ladepunkten. Das soll den Live-Vergleich in Navi und App vereinfachen. In der Umsetzung gibt es Übergangsfristen, aber die Richtung ist eindeutig: weg vom Tarifdschungel, hin zur Klarheit am Point of Charge. 

Und Deutschland? Für Bezahlkomfort gibt es nationale Vorgaben. Neue Schnelllader müssen Kartenzahlung unterstützen; Bestandsanlagen ab 50 kW sind bis Ende 2026 nachzurüsten. Der ADAC bekräftigt diese Frist in seinem aktuellen Autobahn-Check. Das ist wichtig, denn spontanes Laden ohne App oder Vertrag muss genauso möglich und verständlich sein wie Tanken.

Was bedeutet „Preistransparenz“ konkret für Sie? Drei Ebenen:

Erstens der Energiepreis. Also Cent pro Kilowattstunde. Dieser Preis kann je nach Betreiber, Standort und Uhrzeit variieren. Manche Anbieter nutzen dynamische Tarife. Sehen Sie vor dem Start nach, ob der kWh-Preis am Display oder in der App klar ausgewiesen ist. Fehlt der Endpreis, sind Sie im Blindflug.

Zweitens Zeit- und Blockierentgelte. Viele Säulen rechnen nach einer Freiminute zusätzlich pro Minute ab, sobald Ihr Auto voll ist oder länger steht. Das soll Flächen belegen vermeiden, kann aber teuer werden. Prüfen Sie, ob Ihr Tarif solche Gebühren enthält. Gute Apps warnen kurz vor Beginn der Blockiergebühr.

Drittens Grundgebühren und Roaming. Einige günstige kWh-Preise gelten nur mit Monatsgebühr. Rechnen Sie Ihren realistischen Monatsverbrauch gegen: Wenig-Lader fahren mit flexiblen, grundgebührenfreien Tarifen oft besser. Viel-Lader profitieren eher von Vertragsmodellen – und sparen sich die hohen Ad-hoc-Aufschläge. 

Was tun auf der Autobahn? Ein pragmatischer Fahrplan:

  • Vor der Abfahrt Ihre zwei, maximal drei Hauptkarten und Apps prüfen. Mehr ist selten nötig, wenn Sie klug wählen: eine große Roaming-App, plus ein oder zwei Direktverträge mit Netzen, die Sie häufig nutzen. Damit minimieren Sie Aufschläge ohne Tarif-Wildwuchs.
  • Ladeziel bewusst wählen. Autohöfe schneiden im Schnitt besser ab als Rastanlagen. Größere Ladeparks bieten oft höhere Leistung, klare Anzeigen und verlässliche Bezahlwege.
  • Auf die Leistung achten. Für zügige Stopps sind reale 150 kW pro Ladepunkt die relevante Schwelle. Anzeigen an der Säule sollten klar zwischen „maximaler Säulenleistung“ und „Leistung pro belegtem Anschluss“ unterscheiden. Im Zweifel alternative Säule wählen.
  • Den Endpreis prüfen, nicht nur den kWh-Wert. Idealerweise zeigt die Säule vor Start einen vollständigen Kostenausblick. Tut sie es nicht, liefert die App den fehlenden Kontext. Wenn beides fehlt, ist ein Standortwechsel oft die bessere Wahl.

Zum Schluss drei einfache Merksätze für Ihren Alltag:

  1. Mit Vertrag ist meist günstiger als spontan. Besonders an der Autobahn. 
  2. Endpreis vor Start checken. Display oder App müssen Klarheit liefern. Keine Klarheit, kein Start. 
  3. Bezahlweg sichern. Mindestens eine Lösung mit Kartenzahlung parat haben und Blockierentgelte im Blick behalten. Die Vorgaben bringen Nachrüstungen bis Ende 2026, aber noch ist nicht alles umgesetzt. 

Wenn diese drei Punkte sitzen, wird das Laden berechenbar. Und dann ist der Strompreis nicht länger ein Rätsel, sondern eine planbare Größe Ihrer Mobilität.

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